Der Regisseur Hamdan Ballal wurde verschleppt

Der palästinensische Regisseur Hamdan Ballal geriet ins Visier israelischer Siedler

Israel und Palästina – Der Regisseur Hamdan Ballal wurde verschleppt

Als Ko-Regisseur des in diesem Jahr mit dem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilms »No Other Land« hat sich Hamdan Ballal nicht nur Freunde gemacht. Die palästinensisch-norwegische Produktion handelt von Solidarität über ethnische und religiöse Grenzen hinweg und stellt Personen in den Mittelpunkt, die sich im israelisch besetzten Westjordanland gegen ihre Entrechtung und Vertreibung zur Wehr setzen. Der viel gefeierte Film wurde zugleich nach dem bekannten Muster als antisemitisch verleumdet, weil er Israels Politik gegenüber den Palästinensern als Unrecht und als unmenschlich entlarvt. Als Gemeinschaftswerk von je zwei palästinensischen und israelischen Aktivisten und Filmemachern ist »No Other Land« selbst ein Symbol für eine mögliche Zukunft ohne Hass und Apartheid.

Ko-Regisseur Ballal stammt vom Ort des Geschehens. Am Montag, berichteten Augenzeugen, überfielen Dutzende israelische Siedler das Dorf Susiya im südlichen Westjordanland. Hier wurde Ballal 1989 geboren. Die Angreifer demolierten Autos und Gebäude. Ein Trupp drang in das Haus des Filmemachers ein, wo die Extremisten den Palästinenser zusammenschlugen. Der blutende Verletzte wurde später von israelischen Soldaten aus einem Krankenwagen gezerrt und mit verbundenen Augen verschleppt. Das Militär streitet dies ab und spricht von Angriffen auf Sicherheitskräfte. Der Festgenommene landete auf einer Polizeistation der Besatzungsmacht. Inzwischen soll er wieder freigekommen und zu seiner Familie zurückgekehrt sein.

Anfang Februar war bereits im Dorf Masafer Yatta das Haus von Basel Adra, dem anderen an »No Other Land« beteiligten palästinensischen Dokumentarfilmer, von militanten Siedlern attackiert worden. Bevor Hamdan Ballal mit dem zwischen 2019 und 2023 gedrehten Film die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog, betrieb er Landwirtschaft, arbeitete als Fotograf und wirkte in Menschenrechtsorganisationen mit.

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