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Champions League für Bayern und Wolfsburg »drei Nummern zu groß«

Die Fußballerinnen aus München und vom VfL stoßen international an ihre Grenzen

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Vom Niveau des FC Barcelona um Kapitänin Alexia Putellas (M.) sind die Wolfsburgerinnen weit entfernt.
Vom Niveau des FC Barcelona um Kapitänin Alexia Putellas (M.) sind die Wolfsburgerinnen weit entfernt.

Zuletzt hat ein schönes Strategiepapier unter den Verantwortlichen der Frauen-Bundesliga die Runde gemacht. Entworfen von der Agentur Portas, deren globaler Leiter Frauenfußball, Patrick Massey, die Visionen der Zukunft präsentierte. Man wolle ja nicht nur eine professionelle Liga und ein erstklassiges Produkt schaffen, sondern auch eine Plattform für deutsche Klubs, »um auf europäischer und weltweiter Bühne zu konkurrieren und zu gewinnen«. So stand es im Zielbild. Wenn sich alle ehrlich machen, könnten Anspruch und Wirklichkeit einige Wochen später nicht weiter auseinanderklaffen.

Völlig chancenlos

Mit dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg haben sich die Vorzeigevereine sang- und klanglos aus dem Viertelfinale der Champions League verabschiedet. Die Meisterinnen aus München waren am Mittwoch gegen Olympique Lyon (0:2, 1:4), die Pokalsiegerinnen vom VfL einen Tag später gegen den FC Barcelona (1:4, 1:6) völlig chancenlos. Die doppelte Lektion muss ein letzter Weckruf für eine Liga sein, die international den Anschluss verpasst hat.

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Im Vorjahr war bereits kein Klub aus der Bundesliga in die K.-o.-Runde gekommen. Nun machen Titelverteidiger Barcelona, Rekordsieger Lyon sowie die beiden Londoner Klubs Chelsea und Arsenal unter sich aus, wer am 24. Mai nach Lissabon zum Finale reist. Deutsche Vereine haben im Halbfinale nichts zu suchen. »Der Step unter die besten Vier ist für uns unerreichbar«, gab Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot unumwunden zu. »Wir haben in beiden Spielen gesehen, dass Barcelona eine wahnsinnig individuelle Qualität hat. Das zeigt, welche Arbeit wir vor uns haben. Da gilt es weiter zu investieren, sonst ist der Abstand so, wie er aussieht.« Deutlicher hätte einer nicht formulieren können, dass der aktuelle Kader auf diesem Topniveau nicht konkurrenzfähig ist. Mittlerweile sei Barça mit seiner Weltauswahl, darunter die Ex-Wolfsburgerinnen Ewa Pajor, Carolin Hansen und Ingrid Engen, sogar »drei Nummern zu groß«, meint VfL-Spielerin Rebecka Blomqvist.

Keine gute Adresse

Dem Wolfsburger Werksverein droht nun die erste titellose Saison seit 13 Jahren. Im DFB-Pokal hatten sich die Seriensiegerinnen bereits im Viertelfinale verabschiedet, in der Meisterschaft sind sechs Punkte Rückstand auf den FC Bayern bei fünf noch ausstehenden Spielen kaum noch aufzuholen. Der internationale Abschied schmerzt daher doppelt. Torschützin Lineth Beerensteyn gab am Donnerstagabend im Estadi Johan Cruyff ehrlich zu: »Es ist Mist, ich will nicht mit 6:1 verlieren. Wir müssen das schnell aus den Köpfen bekommen.« Ausländische Topspielerinnen werden es sich noch mehr überlegen, ob deutsche Klubs wirklich die richtige Adresse sind.

Frappierend, dass auch Leistungsträgerinnen beim deutschen Nationalteam an Grenzen gestoßen sind. Die stellvertretende DFB-Kapitänin Janina Minge befand nach dem Hinspiel, sie habe sich wie »ein Hütchen« gefühlt, so oft sei sie von den Gegnerinnen überlaufen worden. Ähnlich mittellos wirkten auch die Münchnerinnen. Bayern-Trainer Alexander Straus räumte zerknirscht ein: »Solche Teams bestrafen dich gnadenlos, wenn du Fehler machst.« In Sachen Tempo, Präzision und Effektivität erhielt der FC Bayern eine Lektion.

Das Beste auf dem Planeten

Nicht ganz so schwarz will Niko Arnautis von Eintracht Frankfurt malen. »Lyon und Barcelona sind das Beste auf diesem Planeten. Das sind andere Adressen«, sagte der dienstälteste Bundesliga-Coach zuletzt in einer Medienrunde. »Wir müssen sehen, dass wir mit den deutschen Vereinen die nächsten Jahre dranbleiben.« Die Eintracht als Bundesliga-Dritter hatte sich vergangenen Sommer allerdings noch vor dem Start der Gruppenphase bereits beim Qualifikationsturnier gegen Sporting Lissabon aus der Champions League verabschiedet. Und so bleibt der Vorgängerverein 1. FFC Frankfurt der letzte deutsche Vertreter, der 2015 die Champions League gewann – mit einem Kraftakt im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark gegen Paris St. Germain, den sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ansah. Damals gab es noch keine Strategiepapiere für den deutschen Fußball der Frauen, die Bundesliga spielte ganz vorn mit und gab sogar den Ton an.

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