Wassernot in Deutschland

Die Bundesrepublik gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit

Mit dem Klimawandel häufiger werdende Dürren sind ein großes Problem für die Landwirtschaft.
Mit dem Klimawandel häufiger werdende Dürren sind ein großes Problem für die Landwirtschaft.

Seit März breitet sich ein roter Teppich über Deutschland aus. Auf dem Dürremonitor des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) nehmen die dunklen Flecken zu, die für »extrem« oder »außergewöhnlich« trockenen Oberboden stehen, also die ersten 25 Zentimeter unter der Erde. In den tieferen Bodenschichten sieht es bislang noch besser aus, sie sind als »ungewönlich trocken« markiert, an manchen Orten auch als »moderate Dürre«. Wenn es bald regnet, könnte sich der Oberboden schnell erholen. Für die Landwirtschaft ist die Lage trotzdem angespannt. Die Feuchtigkeit in den ersten Zentimetern des Bodens ist gerade für junge Pflanzen überlebenswichtig.

Dürren durch ausbleibenden Regen sind ein Grund dafür, dass die Wasserreserven in Deutschland seit Jahren schwinden. Seit 2000 verliert Deutschland jedes Jahr 2,5 Milliarden Tonnen an Wasser – wenn man das aufaddiert, kommt man auf die Menge des Bodensees. Damit gehört die Bundesrepublik zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.

Wobei auch die Situation auf dem restlichen Planeten alarmierend ist. Am Donnerstag hat ein internationales Forschungsteam um Ki-Weon Seo von der Seoul National University erstmals eine Wasserbilanz der gesamten Erde vorgestellt. Demnach ist der Wassergehalt in der oberen Bodenschicht zwischen 2000 und 2016 um insgesamt mehr als 2500 Milliarden Tonnen gesunken, das entspricht über 50 Bodenseen.

Doch zurück nach Deutschland: Aus Sicht des Dürremonitor-Leiters Andreas Marx wird die bloße Wasserverfügbarkeit wahrscheinlich nicht das große Problem in Zukunft sein, sondern der Umgang mit zeitlich begrenzten Dürren. Von 2018 bis 2023 richtete die extreme Trockenheit hierzulande große Schäden an. Im vergangenen Jahr regnete es dann überdurchschnittlich viel, die Böden und Wälder erholten sich ein Stück weit. Nun liefern die Daten des Dürremonitors wieder Grund zur Sorge.

Besonders die Land- und Forstwirtschaft leidet unter Dürren. Pflanzen bekommen nicht genug Wasser, der Ernteertrag sinkt. Überschüssiger Dünger, den die Pflanzen, weil sie weniger wachsen, nicht aufnehmen können, gelangt ins Grundwasser. Der Wind trägt trockenen Boden ab und nimmt ihm damit Fruchtbarkeit. In Wäldern steigt nicht nur die Waldbrandgefahr, die Trockenheit ist auch ideale Voraussetzung für Schädlinge wie den Borkenkäfer.

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Ein Mangel an Trinkwasser droht in Deutschland zwar nicht flächendeckend, doch einzelne Kommunen schränkten in der Vergangenheit den Wasserverbrauch bereits ein. Um auf die Veränderungen durch den Klimawandel zu reagieren, verabschiedete die Bundesregierung 2023 eine Nationale Wasserstrategie. Umweltverbände, Wissenschaftler*innen sowie der Städte- und Gemeindebund kritisierten jedoch, dass die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für Menschen nicht deutlich genug gegenüber dem Wasserbedarf der Wirtschaft priorisiert wurde. Die größten Wasserschlucker sind nämlich nicht Privathaushalte, sondern die Energieversorger. Sie sind für etwa die Hälfte des gesamten Wasserverbrauchs in Deutschland verantwortlich, vor allem für das Kühlen der Kohlekraftwerke. Dass der Fokus dennoch auf private Wassernutzer gelegt wird, die nur einen kleinen Teil ausmachen, zeige laut Marx »die Hilflosigkeit in diesem Prozess«.

Ein gutes Dürremanagement könnte nicht zuletzt auch das Risiko für Überflutungen senken. Denn wenn Starkregen – durch den Klimawandel ebenfalls wahrscheinlicher – auf ausgetrocknete Böden fällt, fließt das Wasser ab, anstatt in die Erde einzudringen. In der Folge droht Hochwasser.

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