Krankenhaus-Begehren vorbeugend erfolgreich

Auch CDU jetzt gegen Privatisierung in Dresden

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Bürgerbegehren gegen die Privatisierung der beiden Dresdner Krankenhäuser zeitigt Erfolg. Noch bevor die Kampagne beendet ist, schwenken einstige Verkaufsbefürworter um.

Ein Bürgerbegehren, das sich gegen die Privatisierung der beiden Dresdner Krankenhäuser wendet und von drei Stadträten der LINKEN angestoßen worden war, ist voraussichtlich erfolgreich. 31 200 Bürger hatten das Ansinnen bis gestern unterstützt; das Quorum wäre bereits mit 20 000 gültigen Unterschriften erfüllt. Am 5. April sollen die Listen zur Prüfung an die Stadtverwaltung übergeben werden, sagte Fraktionschef André Schollbach gestern. Danach muss sich der Stadtrat mit dem Thema befassen.

Einen formalen Ratsbeschluss, die Häuser in Neustadt und Friedrichstadt zu verkaufen, gibt es nicht, weshalb das im Juni 2007 gestartete Bürgerbegehren nicht unumstritten war. Zur Begründung für das vorbeugende Sammeln verwies Jens Matthis, einer der Initiatoren, aber auf ein von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten der Unternehmensberater von Ernst&Young, das die Umwandlung der bisherigen Eigenbetriebe in eine GmbH und den späteren Verkauf als Variante für die Zukunft der Häuser nennt. Zudem zitiert er programmatische Aussagen von CDU und FDP. Im Wahlprogramm der Liberalen hatte es 2004 geheißen, die Krankenhäuser seien zu privatisieren; die Union hatte 2006 auf einem Parteitag erklärt, es sei fraglich, ob die öffentliche Organisation von Krankenhäusern für die Neuausrichtung des Gesundheitswesens »notwendig ist«. In dem Beschluss heißt es, um die Qualität der Versorgung zu sichern, »verschließen wir uns nicht der Möglichkeit eines Trägerwechsels«.

Anderthalb Jahre später klingt das ganz anders. Es gebe »keine Notwendigkeit für eine Privatisierung der städtischen Krankenhäuser«, erklärte Helma Orosz, sächsische Sozialministerin und CDU-Kandidatin bei der Dresdner OB-Wahl am 9. Juni. Mit wettbewerbsfähigen Strukturen und motivierten Mitarbeitern erfüllten kommunal geführte Häuser ihre Aufgaben »gleichwertig wie privat geführte Einrichtungen«, betont Orosz – eine bemerkenswerte Erkenntnis in Sachsen, wo allein zwischen 1994 und 2004 die Zahl öffentlich geführter Krankenhäuser von 68 auf 39 sank.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens sehen den Stimmungswandel als Ergebnis ihrer Kampagne, wollen aber »auf Nummer sicher gehen«, wie Matthis sagt: Der Stadtrat soll das Anliegen übernehmen oder ein Bürgerbegehren ansetzen. Bei einem Erfolg wären Umwandlung und Verkauf der Klinika für drei Jahre ausgeschlossen.

von-anfang-an-nein.de

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