Gutes Signal aus Hessen
Wenn es nach Plan läuft, werden die seit 2007 in Hessen erhobenen Studiengebühren vom Landtag im Juni in dritter Lesung wieder abgeschafft. Die erste Weichenstellung im Wiesbadener Landtag am Mittwochabend könnte ein Signal für die gesamte Republik werden. Sie zeigt: Widerstand gegen Bildungs- und Sozialabbau ist möglich und nötig. Einsatz für soziale und demokratische Rechte lohnt sich.
Während die unsozialen Gebühren auch in vielen anderen Bundesländern eingeführt wurden, hat sich in Hessen über die letzten zwei Jahre ein besonders hartnäckiger Widerstand gebildet, der weit über den Kreis opferbereiter und mutiger Studierender hinaus in der Bevölkerung Echo und Solidarität fand. Über 80 000 Menschen schlossen sich einer Verfassungsklage von Gewerkschaften, Sozialverbänden und Studierendenvertretungen an.
Allerdings kann der erste erfolgreiche Test für die neue faktische Landtagsmehrheit links von CDU und FDP nicht verdecken, dass in der Sache neben dem gemeinsamen Ziel einer Abschaffung der Studiengebühren auch wichtige Differenzen zwischen den Parteien bestehen. So stoßen die Vorschläge der Linksfraktion für eine Rückerstattung der verfassungswidrig erhobenen Gebühren bei SPD und Grünen auf wenig Gegenliebe. Dafür sei kein Geld da, so die Grünen. Auch die von SPD und Grünen vorgesehene Exmatrikulationsandrohung für Studierende ohne Leistungsnachweise nach dem Ende der Regelstudienzeit wird von der Linkspartei abgelehnt.
Dass die Grünen, um deren Gunst Koch buhlt, auch zu anderen Abstrichen bereit sind, zeigt Hamburg. Hier will Schwarz-Grün nachgelagerte Studiengebühren einführen. Die hessische Landtagsabgeordnete Janine Wissler (Linkspartei) hat daher Recht, wenn sie Studierenden und Gewerkschaften empfiehlt, jetzt den Druck so lange aufrechtzuerhalten, »bis das Gesetz endgültig gekippt ist«.
Der Autor ist freier Journalist und lebt in Wiesbaden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.