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USA-Frauenstaffel in Weltrekordnähe

Leichtathletik: Beim 20. Lausitzer Meeting mit 41,58 s zur neuen Jahresweltbestzeit

Das Jubiläum mit dem 20. Lausitzer Leichtathletik-Meeting am Sonnabend im Cottbuser Sportzentrum konnte glanzvoller nicht ausfallen. Es war zweifellos die emotionalste und am perfektesten von Meetingdirektor Ulrich Hobeck und seiner vielköpfigen Helferschar organisierte Veranstaltung in der 20-jährigen Meetinggeschichte. Und es war sieben Tage vor WM-Beginn in Berlin natürlich auch eine Generalprobe für viele der 220 Athleten aus 41 Ländern.

Glanzvoller Höhepunkt war der erstmals auf dem Programm stehende Staffelsprint. Bei den Frauen glänzten die USA als WM-Titelverteidiger, der in der Besetzung Lauryn Williams, Allyson Felix, Muna Lee und Carmelita Jeter mit 41,58 s eine neue Jahresweltbestzeit aufstellte. Dabei wurde der Uralt-Weltrekord der DDR-Staffel mit Gladisch, Rieger, Auerswald und Göhr vom Oktober 1985 in Canberra nur um 21 Hundertstelsekunden verfehlt. Es war zugleich die achtbeste Zeit, die jemals ein Frauenquartett gelaufen ist.

Bei den Männern trat das als Weltmeister favorisierte USA-Quartett überraschend ohne den angekündigten dreifachen Weltmeister Tyson Gay an. Gay laboriert seit einiger Zeit schon an Leistenproblemen. Er lief sich zwar lange vor dem Start warm, griff dabei aber wiederholt mit der rechten Hand an seine Leiste und entschied sich schließlich, mit Blick auf die WM-Sprintentscheidung am Sonntag im Berliner Olympiastadion nichts zu riskieren und auf einen Start zu verzichten. Zur Enttäuschung der 4000 Fans im Stadion, denen Gay einen Tag vor seinem 27. Geburtstag jedoch versicherte: »Bis zur WM bin ich wieder zu hundert Prozent fit.«

»Natürlich ist das auch für mich als Meetingdirektor ärgerlich«, sagte Ulrich Hobeck, »denn ich hatte eine feste Startzusage von Gay, aber irgendwie muss man auch Verständnis aufbringen für seine komplizierte Situation so kurz vor den Weltmeisterschaften.« Das gilt auch für den estnischen Diskuswurf-Olympiasieger und Weltmeister Gerd Kanter, der zwar nach Cottbus gereist war, aber dann doch wegen seiner immer stärker aufkommenden Schulter- und Rückenprobleme verzichtete. »Schade, aber nicht zu ändern«, so Hobeck.

Ohne Gay siegte die USA-Staffel mit Terrence Trammell, Mike Rodgers, Shawn Crawford und Darvis Patton in 37,85 s und rückte damit auf Platz zwei der diesjährigen Weltrangliste hinter einer Klubstaffel mit Jamaikas Dreifach-Olympiasieger Usain Bolt (37,46).

Keine Erklärung gibt es dafür, dass die deutschen Sprintstaffeln nicht die Gelegenheit nutzten, in Cottbus noch einmal unter Wettkampfbedingungen für die WM zu proben. Das ärgerte Meetingchef Hobeck, der den Wettbewerb auf Wunsch des Deutschen Leichtathletik-Verbandes extra ins Programm genommen hatte. In guter Form stellte sich der neue amerikanische Sprintmeister Mike Rodgers vor, der mit 10,14 s bei starkem Gegenwind (1,5 m/s) die Konkurrenz geradezu distanzierte.

Eine überraschende Niederlage mussten Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (Frankfurt) und Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius (Leverkusen) einstecken. »Die Spritzigkeit fehlt noch«, meinte Heidler nach der missglückten WM-Generalprobe als Zweite mit 73,76 m hinter der mit 77,20 m polnischen Landesrekord und neue Jahresweltbestweite werfenden Anita Wlodarczyk. Dritte wurde Heidlers Vereinskameradin und WM-Starterin Kathrin Klaas, die sich auf 73,75 m steigerte. Die Polin avanciert mehr und mehr zu Heidlers Angstgegnerin, denn es war im 13. Aufeinandertreffen der beiden seit 2006 der zehnte Sieg der Olympiasechsten von 2008.

Die 37-jährige Nerius, die mit den WM ihre Laufbahn beenden wird und möglichst mit einem Medaillengewinn krönen möchte, hatte mit mäßigen 62,21 m gegen die Südafrikanerin Sunette Viljoen (63,02) das Nachsehen und räumte unumwunden ein: »Eine perfekte Generalprobe sieht anders aus.«

Die deutsche Meisterin Nerius hat in dieser Saison schon 66,82 m weit geworfen und liegt damit auf Platz vier der Weltrangliste. Die Olympiadritte und Weltranglistenbeste (68,59) Christina Obergföll (Offenburg) hatte wegen Formschwäche von vornherein auf einen Start verzichtet. Nach Cottbus bleibt festzustellen: Im Augenblick keine sonderlich gute Ausgangslage für die WM im Frauen-Speerwurf, einer deutschen Domäne.

In den 18 Meeting-Entscheidungen gab es zwei deutsche Siege: im Stabhochsprung durch den WM-Teilnehmer Björn Otto (Dormagen) mit 5,65 m nach Stechen und im Kugelstoßen für Europameister Ralf Bartels (Neubrandenburg) mit 20,41 m, wobei der 31-Jährige wegen Schmerzen im Ellenbogen nach dem ungültigen zweiten Versuch seine Sachen packte. Auch Peter Sack (Leipzig), mit nur 19,38 m Zweiter, bangt wegen einer Kapselverletzung an der Stoßhand um seinen WM-Einsatz.

Vom Pech verfolgt war 400-m-Hürdenläufer Thomas Goller (Wattenscheid), der kurz nach dem Start mit einer Wadenverletzung aufgeben und wegen einer Blessur sogar seine WM-Teilnahme absagen musste. »Der leichte Faserriss ist innerhalb einer Woche bis zu den WM nicht zu beheben«, erklärte der 31-Jährige sichtlich enttäuscht.

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