Heul nich' rum

Klaus Joachim Herrmann über den Ruf nach Freundlichkeit

  • Lesedauer: 2 Min.

»Und wenn er mal etwas brummig ist, liegt das wohl an seiner Natur«, heißt es in der launigen Gebrauchsanweisung für das WM-Maskottchen »Berlino«. Aber das komme bei ihm nur ganz selten vor, beruhigen dessen Vertreter, »und ist spätestens dann vorbei, wenn er freundliche Menschen um sich herum hat«. So sind Bären nun mal – Berliner auch?

Schon dass sie einer Kampagne für Freundlichkeit bedürfen, spricht für sich. Die Offensive des Lächelns ist aber offenbar doch nicht ganz so furchtbar ernst gemeint, was wiederum für die Erfinder des Projektes und ebenfalls die Berliner spricht.

»›herz & schnauze‹ macht mobil für die Leichtathletik-WM«, erscholl es gestern noch einmal besonders kräftig anlässlich der Unterstützung der vom Senat und nun auch durch die Wall AG mit 1500 Werbeflächen gestützten Offensive. Sie dient dem edlen Anliegen, die Berliner sollten Besuchern gastfreundlich, hilfsbereit und weltoffen begegnen.

So rüsten die landeseigenen Werber von Berlin Partner die Hauptstädter weltmeisterlich. Dies nicht nur mit »Guten Tag« oder Bitte und Danke, sondern auch mit Wendungen auf »kultigen Sprüchekarten zum Download« bei www.sei.berlin.de/kampagne/ herz-schnauze/spruechekarten/. Danach ließe sich mit »Samma, seh ick aus wie ne Infosäule?« landestypisch auf Anfragen aller Art antworten. Verblüffung wäre zu kontern mit »Heul nich rum! Wat kommst'n ooch hier her?«. Auch der nette Spruch »Dein Jesicht hat Heimweh« ist wahre Mundart. So sind Berliner nun mal – Bären auch?

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -