Schweden debattiert Afghanistan-Einsatz

Forderung nach Volksabstimmung

  • Gregor Putensen
  • Lesedauer: 2 Min.
Dass die Wahlen in Afghanistan bereits als Verheißung für ein glückliches Kriegsende zu werten seien, kann einer kritischen Öffentlichkeit in den ISAF-Staaten kaum noch vermittelt werden. Auch für Schweden, wo die bürgerliche Koalitionsregierung das Truppenkontingent von jetzt knapp 500 auf etwa 900 Soldaten erhöhen will.

Die geplanten schwedischen Truppenverstärkungen in Afghanistan provozieren nicht nur lauten Widerspruch bei den »üblichen Verdächtigen« der Friedensbewegung und Linken. Auch Thage G. Peterson, ehemaliger Verteidigungsminister und Reichstagspräsident, sowie Ex-UNO-Botschafter Anders Ferm sparten jetzt in einem Beitrag der Zeitung »Svenska Dagbladet« nicht mit Kritik an der Regierung.

Kernpunkte ihrer vernichtenden Analyse sind die Nichtgewinnbarkeit dieses Krieges, die Verlogenheit der vermeintlich humanitären Zielsetzungen der Intervention und die Verschleuderung von über einer Milliarde Kronen pro Jahr, allein für die militärische Präsenz am Hindukusch. Die beiden Sozialdemokraten beklagen, dass die gegenüber den globalen Herrschaftsinteressen von USA und NATO so nachgiebige Politik Stockholms, Schwedens internationale Stellung als politisch-moralische Instanz und glaubwürdiger Konfliktvermittler verspielt habe.

Heute befinde sich Schweden im Krieg, seine Soldaten seien nicht wie früher in zahlreiche friedensbewahrende UN-Missionen, sondern in sogenannte friedenserzwingende Operationen eingebunden. Auch mit der Aufgabe zu töten, so Peterson und Ferm. Schweden sollte vielmehr alles dafür tun, durch ein Ausscheiden aus dem schmutzigen Krieg in Afghanistan neues Vertrauen zu gewinnen und umfassend beim Wiederaufbau zu helfen. Da fast alle Reichstagsparteien mit Ausnahme der Linken (und teilweise) der Grünen ihr politisches Prestige für den schwedischen ISAF-Einsatz verpfändet haben, schlugen Peterson und Ferm vor, die Frage eines weiteren Einsatzes schwedischer Truppen baldmöglichst durch eine Volksabstimmung entscheiden zu lassen.

Die Resonanz der großen Medien war Schweigen. Im »Svenska Dagbladet« erschien vorsorglich zeitgleich ein geharnischter Leitartikel, der Hoffnungsschimmer am afghanischen Kriegshimmel heraufbeschwor.

Wie auch immer das Schicksal dieser Initiative sein mag, bemerkenswert bleibt, dass sich hier zwei bekannte Sozialdemokraten dafür stark gemacht haben, dass das Volk über die Frage von Krieg und Frieden ein ausschlaggebendes Wort mitsprechen soll.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.