Thüringen feuert Waldarbeiter
Auszubildendenvertreter werden vom Land nicht übernommen
Die Sprecherin des Ministeriums, Katrin Trommer-Huckauf, verteidigte das Vorgehen dennoch und betonte, man habe keine freien Stellen. Im öffentlichen Dienst seien derzeit Personaleinstellungen ausgeschlossen, bei Forstarbeitern gebe es zudem noch einen erheblichen Personalüberhang, weil alle einstigen DDR-Forstwirtschaftler übernommen wurden. Nach ihren Worten wussten die Betroffenen zu Beginn ihrer Lehre, dass sie nicht vom Land übernommen werden können. Sie hätten aber in der freien Wirtschaft sehr gute Chancen eine Stelle zu bekommen.
Während für die beim Land beschäftigten Forstarbeiter ein Tarifvertrag existiert, gibt es den für die privaten Forstunternehmen nicht. Dort werde nach Leistungslohn gearbeitet, sagte der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute, Andreas Schiene, dem ND. Genau das sei mit dem Tarifvertrag im Land abgeschafft worden, weil damit die gefährliche Waldarbeit noch gefahrvoller werde. Nach seinen Worten ist auch der Verdienst bei den Privaten geringer. Wenn beispielsweise eine Maschine ausfalle, gebe es für die Ausfallzeit keinen Lohn. Die Behauptung, es fehlten freien Stellen im Land, wies Schiene zurück. Im Gegensatz zu den Beamten, für die es einen Stellenplan gibt, existiere für die Forstarbeiter ein Lohnbudget. Er könne sich nicht vorstellen, dass dieses angesichts von Fluktuation und Teilzeitarbeit ausgeschöpft werde.
Schiene forderte, das Kündigungsverfahren sofort einzustellen und verwies darauf, dass der Forstminister für die gewählten Jugend- und Auszubildendenvertreter eigens die »Abschussfrei- gabe« erteilt habe. Er warf der Landesregierung vor, einerseits private Firmen zur Übernahme von Lehrlingen aufzufordern, andererseits aber selbst die Auszubildenden herauszuklagen. Die Kündigungsklage wertete er als »spezielles Wahlgeschenk«. Ob die Kündigung wirksam ist, müssen nun Verwaltungsrichter klären. Bis zur Entscheidung bleiben die Betroffenen regulär beschäftigt.
Laut Schiene werden vom Land immer mehr Lohnaufträge an Privatunternehmen vergeben. Für Kenner der Thüringer Landespolitik ist das nicht neu. Auf diese Weise wandelt die CDU-Landesregierung im Haushalt Personal- in Sachkosten um und rechnet das als Personaleinsparung ab. Nach Angaben der Ministeriumssprecherin wurden im vorigen Jahr für 11,5 Millionen Euro Lohnaufträge an private Firmen vergeben. Damit sicherten sich die Forstämter Flexibilität zum Beispiel im Fall von Wind- oder Schneebruchkatastrophen. Für Schiene ist klar, dass damit nichts gewonnen wird. Erfahrungsgemäß sei es wesentlich teurer, wenn die Arbeiten von Privaten erledigt werden.
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