Experten kritisieren Schweinegrippe-Impfung
Immunisierung nutzt vor allem der Pharmaindustrie
Berlin (dpa/ND). Die geplante Massenimpfung gegen Schweinegrippe nutzt nach Überzeugung einiger Experten vor allem der Pharmaindustrie. Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des »arznei-telegramms«, kritisiert im Politikmagazin Cicero (Oktoberausgabe) »eine überflüssige Geldverschwendung, weil die Virusgrippe bislang sehr milde verläuft und eine solche Maßnahme sich medizinisch nicht rechtfertigt«. Stefan Schmiedl, Infektiologe am Uniklinikum Hamburg Eppendorf, sagt: »Die sogenannte Schweinegrippe ist momentan nichts anderes als eine gutartige Sommergrippe, wie wir sie auch sonst jedes Jahr kennen.«
Die Bedenken richten sich vor allem gegen die Impfstoffe, die derzeit entwickelt werden. Die Hersteller mischten Wirkverstärker bei, was die Produktion eines Impfstoffes insgesamt billiger und schneller mache und so den Interessen der Pharmaindustrie entgegenkomme. »Wirkverstärker verstärken aber nicht nur die erwünschten Effekte, sondern auch die unerwünschten, von denen einige sehr unangenehm sein können«, sagt Becker-Brüser. Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut in Langen hält die Wirkstoffverstärker für unproblematisch und ausreichend getestet. Der Epidemiologe Tom Jefferson kritisierte die Vernachlässigung von hilfreichen, effektiven, billigen und recht harmlosen Gegenmaßnahmen wie Händewaschen, die in der Tat Leben retten.
Mitte Oktober sollen die Impfstoffe gegen Schweinegrippe zur Verfügung stehen. Empfehlungen, welche Risikogruppen zuerst geimpft werden sollen, stehen noch aus. In den vergangenen Wochen war Kritik an den Pharmaunternehmen aufgekommen, dass sie die Länder durch eine Kaufverpflichtung unter Druck setzen würden. Die WHO, die auf schnelle Impfungen dränge, sei nicht mehr unabhängig, findet der Bremer Pharmakologe Peter Schönhöfer. Es überwiegen die Industrieeinflüsse, heißt es in dem Cicero-Artikel, der das an einigen Personalien belegt.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.