Wachstum als Selbstzweck
Es überrascht nicht, dass ausgerechnet Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zu einer kopernikanischen Wende in der Wirtschaft aufruft. Schließlich setzt die frankophile Lebensart auf Genuss und Lebensfreude. Schuften aus reinem Selbstzweck, zum bloßen Gelderwerb hingegen ist ihr eher fremd. Mit seinem Vorstoß, von der ausschließlich auf Quantität und Wachstum basierenden Bewertung des wirtschaftlichen Tuns abzurücken und es stärker am sozialen Fortschritt sowie an Nachhaltigkeit zu messen, zielt Sarkozy auf das ökonomische Selbstverständnis, wie es seit über 200 Jahren die kapitalistische Welt beherrscht. Mit Wachstum allein sind weder die großen Menschheitsprobleme, wie ausufernder Ressourcenverbrauch und die drohende Klimakatastrophe, noch die kleinen Sorgen um Lebensqualität zu meistern. Es geht dabei um nichts Geringeres als um eine zukunftsfähige Neujustierung der Wirtschaft, deren zunehmende Asozialität ansonsten auf sie selbst zurückzuschlagen droht.
Jedoch mit einer guten Idee allein wird jene Zeitenwende nicht zu haben sein. Wirtschaftliches Denken und Tun sind mit widerstreitenden Interessenlagen verbunden. Das wird auch Frankreichs Präsident zu spüren bekommen – spätestens, wenn er für seinen Vorstoß beim anstehenden Gipfel in Pittsburgh unter den Großen 20 werben will.
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