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Wie ist die Stimmung bei Opel?
Opel-Aktivist Wolfgang Schaumberg über GM-Entscheidung und Jobabbau / Wolfgang Schaumberg arbeitete bei Opel Bochum und ist in der Belegschaftsgruppe »Gegenwehr ohne Grenzen« (GoG) aktiv
ND: Wie ist die Stimmung unter den Opel-Beschäftigten nach der Einigung auf Magna als neuen Opel-Investor?
Schaumberg: Nach meinem Eindruck sind dort Angst und Unsicherheit vorherrschend. Die Kollegen verfolgen die Nachrichten in den Medien und im Internet und bekommen mit, dass noch kein fester Vertrag mit Magna vorliegt und daher selbst die Übernahme durch Magna noch keineswegs sicher ist. Die möglichen Klagen anderer Autokonzerne im Rahmen der Europäischen Union verstärken die Unsicherheit noch. Hinzu kommen die unkalkulierbaren Folgen der Autokrise. Wegen der weltweiten Überkapazität kann niemand sagen, ob nicht bald weitere Arbeitsplätze wegfallen.
Besteht nicht die Gefahr, dass die General-Motors-Standorte europaweit gegeneinander ausgespielt werden?
Zur Zeit besteht die Gefahr, dass das General-Motors-Werk im belgischen Antwerpen geschlossen wird. Am 23. September ist dort eine Protestdemonstration geplant, was auch dringend notwendig ist. Aus Bochum wird es allerdings keine große Beteiligung geben. Der Betriebsrat in Antwerpen hat schon vorgerechnet, dass die Autoproduktion dort preisgünstiger als in Bochum ist. Solange die Standorte gegeneinander konkurrieren, ist eine europaweite Solidarität schwer möglich.
Nun hat auch der Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz den Stellenabbau als »unvermeidlich« bezeichnet.
Damit befindet er sich auf der Linie der IG-Metall-Spitze. Die Wettbewerbsbedingungen werden wie ein Naturereignis akzeptiert und es wird von einem »sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau« gesprochen. Die Verluste sollen auf alle Standorte »gerecht verteilt« werden. »Sozialverträglich« ist aber ein Lügenwort. Tatsächlich drohen in den nächsten Jahren zehntausende Arbeitsplätze in der Autoindustrie wegzufallen. Voraussetzung für eine Solidarität wäre es, die Belegschaften in allen europäischen Ländern gemeinsam in Bewegung zu bringen. Das geht nicht, solange die IG Metall die Rettung der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt zum Ziel hat und die Belegschaften gegeneinander konkurrieren.
Finden linke Positionen, wie sie »Gegenwehr ohne Grenzen« (GoG) vertritt, in der Krise mehr Gehör in der Belegschaft?
Bei Opel in Bochum besteht eine lange kämpferische Tradition, was die Streiks 2000 und 2004 gezeigt haben. Aktuell ist dort die Stimmung weit verbreitet, nicht für die Krise verzichten zu wollen.
Es ist auch das einzige Opel-Werk, in dem die Belegschaft vor jedem weiteren Lohnverzicht gefragt werden muss. Schon im Februar wurde der Verzicht auf die Lohnerhöhungen zurückgewiesen. Auch die Streichung des Urlaubsgelds wurde mit Klagen beantwortet. Dabei wird die Belegschaft nur von der örtlichen IG Metall unterstützt. Doch es besteht bei der Belegschaft auch das Gefühl, mit ihrer Ablehnung der Verzichtspolitik alleine zu stehen. Über ähnliche Diskussionen in anderen Opel-Standorten ist nichts bekannt.
Die GoG hatte bereits vor einigen Wochen die Parole »Wir müssen bleiben« statt »Opel muss bleiben« in die Diskussion gebracht. Was soll damit ausgedrückt werden?
Damit haben wir auf Parolen wie »Nokia muss bleiben«, »Opel muss bleiben« usw. reagiert, durch welche Illusionen geschürt wurden. Die Forderung »Wir müssen bleiben« ist der Versuch, überbetriebliche Forderungen voranzubringen, hinter die sich nicht nur die Opel-Beschäftigen, sondern alle von der Krise Betroffenen stellen können.
Fragen: Peter Nowak
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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