Stuttgart versinkt im Mittelmaß
VfB läuft nach 1:1 gegen Glasgow in der Champions League den eigenen Ansprüchen weiter hinterher
Kein Sieg, kein Selbstbewusstsein, keine Erklärungen: Nach dem verunglückten Bundesliga-Start hat der VfB Stuttgart auch beim Champions-League-Auftakt nicht mit den eigenen Ansprüchen Schritt halten können. »Das ist schade, weil wir in diesem Heimspiel drei Punkte holen wollten. Jetzt müssen wir kleine Schritte machen, damit wir wieder in die Erfolgsspur kommen«, sagte VfB- Sportvorstand Horst Heldt nach dem unbefriedigenden 1:1 im ersten Gruppenspiel in der »Königsklasse« gegen die Glasgow Rangers kleinlaut. Von den Ambitionen auf das Achtelfinale wollte er sich aber nicht verabschieden: »Wir halten an unseren Zielen fest.«
Vehement hatte Heldt angesichts des dürftigen Ligastarts mit nur fünf Punkten aus fünf Spielen vor der Partie ein Fußballfest für Verein und Fans gefordert. Stattdessen gab es einen Kater ohne Party. »Die Spieler waren in der Kabine sehr niedergeschlagen«, berichtete VfB-Trainer Markus Babbel nach seinem von Pfiffen der eigenen Fans begleiteten Debüt als Chefcoach in Europas Eliteliga. Babbel konnte nicht verbergen, wie sehr ihn die verpasste Chance wurmte, gegen biedere Schotten mit einem Erfolgserlebnis ein Aufbruchssignal für die kommenden Wochen zu setzen. »Das ist eine gefühlte Niederlage«, bekannte Babbel.
Dabei hatte sein Team zur Freude der meisten unter den 39 000 Zuschauern anfangs genau den Fußball gespielt, den Babbel fordert: Zweikampfstark, lauffreudig, gedankenschnell und mit Zug zum Tor. Nach einigen guten Chancen des in dieser Phase starken Nationalstürmers Cacau sorgte Pawel Pogrebnjak (18.) für die hochverdiente Führung. Und auch danach sahen die Gäste von der Insel zunächst kein Land. »Das war unsere beste Halbzeit in dieser Saison«, urteilte Innenverteidiger Matthieu Delpierre, und Babbel betonte: »Die erste Halbzeit war ein Schritt nach vorn. So müssen wir über 90 Minuten spielen.«
Doch dann kam der Bruch. Den Gastgebern gingen zusehends Ideen und Puste aus, Glasgows Madjid Bougherra (77.) bedankte sich schließlich für die unerklärliche Passivität mit dem 1:1. »Nach dem Wechsel habe ich eine Mannschaft gesehen, die alles vermissen lassen hat, was sie in der ersten Halbzeit stark gemacht hat», stellte Babbel konsterniert fest.
Konditionsprobleme wollte Babbel als Begründung nicht gelten lassen: »Das ist eher ein psychisches Problem. Die Jungs hatten vielleicht Angst vor der eigenen Courage. Das müssen wir am Samstag gegen Köln besser machen.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.