Valverde kaum vom Thron zu stürzen

Bei der am Sonntag in Madrid endenden 64. Spanien-Rundfahrt scheinen die Fronten geklärt

  • Tom Mustroph, La Granja
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer darauf gewettet hat, dass der Spanier Alejandro Valverde die 64. Spanien-Radrundfahrt für sich entscheiden wird, kann sich schon auf einen großen Zahltag freuen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass ihn der Zweite der Gesamtwertung, der Niederländer Robert Gesink (Team Rabobank), noch vom Thron stürzen wird.

Die in den letzten Tagen gefallenen Temperaturen vertreiben auch beim Italiener Ivan Basso die Lust auf Attacken. »Ivan mag die Kälte nicht. Und bei den engen, nassen Kurven muss er sich darauf konzentrieren, bei den anderen dranzubleiben«, erklärte sein Teamchef bei Liquigas, Roberto Amadio.

Der einzige, der niemals einen Angriff unterlässt, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, ist Valverdes Landsmann Samuel Sanchez (Euskatel). Der Olympiasieger von 2008 hat angekündigt, bergauf wie bergab seine Chance zu suchen. Sanchez, der mit Vorliebe auf Abfahrten beschleunigt, hat sich damit den Unmut einiger Kollegen zu gezogen. »Er denkt nur an sich, aber nicht an die anderen, die er damit in große Sturzgefahr bringt«, kritisiert der Holländer Gesink.

Dem Caisse-d’Epargne-Fahrer Valverde spielt in die Hände, dass ihm das Zeitfahren am Sonnabend in Toledo liegt. Der 27,8-km-Kurs ist ziemlich flach, durch einige Kehren aber technisch anspruchsvoll. In Abwesenheit von Spezialisten wie dem Schweizer Auftaktsieger Fabian Cancellara (Saxo Bank) und dem deutschen WM-Titelträger Bert Grabsch (Columbia), die die Vuelta bereits verlassen haben und sich zu Hause auf das WM-Rennen nächste Woche in Mendrisio (Schweiz) vorbereiten, kommt dem Schotten David Millar (Garmin) die Favoritenrolle zu. Aber auch der Australier Cadel Evans (Silence Lotto) könnte die Gelegenheit nutzen, sich in Toledo den Frust über die zweite verkorkste Rundfahrt in einem Jahr aus dem Leib zu fahren und neben einem Tag im Goldtrikot wenigstens noch einen Etappensieg zu erringen.

Doch nur noch wenige Hindernisse liegen vor dem Triumphzug von Valverde. So wenige, dass der Wettanbieter William Hill schon eine besorgte Pressemitteilung lanciert hat. »Spanische Wetter gewinnen eine Million Euro bei Valverdes Sieg«, heißt es darin. »Die Spanier haben vor allem auf Valverde gesetzt und auf keinen anderen«, verriet Unternehmenssprecher David Hill.

Wie sehr dieser Zahltag die eigenen Kassen durcheinanderwirbelt, wollte Hill nicht sagen. William Hill tritt bei der Vuelta übrigens als Sponsor für das Punktetrikot auf. Mit dessen Träger André Greipel besteht somit eine Interessengemeinschaft, denn auch der schnelle Mann aus Hürth will nicht, dass Valverde munter weitersiegt. Ausgerechnet der Spanier ist Greipels schärfster Konkurrent für das Grüne Trikot.

Bei einem Sieg des Spaniers im Zeitfahren würde es zwischen beiden noch einmal eng, wenngleich der Abschlussritt am Sonntag nach Madrid dem Columbia-Fahrer Greipel wie auf den Leib geschneidert scheint. So gesehen hat der gebürtige Rostocker noch alles selbst in der Hand.

18. Etappe (Talavera de la Reina - Ávila/165 km): 1. Deignan (Irland) - Cervélo 4:19:14 h, 2. Kreuziger (Tschechien) - Liquigas + 0:03 min, 3. fuglsang (Dänemark) - Saxo Bank + 0:16.

Gesamtwertung: 1. Valverde (Spanien) - Caisse d'Epargne 78:56:42 h, 2. Gesink (Niederlande) - Rabobank + 0:32 min, 3. Sánchez (Spanien) - Euskaltel-Euskadi + 1:10 min, 4. Basso (Italien) - Liquigas + 1:29, 5. Evans (Australien) - Silence-Lotto + 1:51.

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