Thüringer SPD-Basis will Rot-Rot-Grün

Erste Forderung nach Rücktritt Matschies

  • Lesedauer: 2 Min.

Erfurt (dpa/AFP/ND). Der Thüringer SPD-Chef Christoph Matschie gerät nach der Wahlschlappe seiner Partei im Bund zunehmend unter Druck aus der eigenen Basis. Sie fordert eine klare Aussage für eine rot-rot-grüne Koalition. »Angesichts einer schwarz-gelben Koalition in Berlin ist der Basis eine Koalition mit der CDU nur schwer zu vermitteln«, sagte der Erfurter SPD-Oberbürgermeister Andreas Bausewein der dpa. Der Kreisvorsitzende des Unstrut-Hainich-Kreises, Walter Pilger, forderte in der »Thüringer Allgemeinen« sogar den Rücktritt Matschies.

Die SPD führt zurzeit Sondierungsgespräche sowohl mit der CDU als auch mit der LINKEN und den Grünen. An diesem Mittwoch will sie über Koalitionsverhandlungen entscheiden.

Die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Heß, die ihren Wahlkreis nicht verteidigen konnte, sprach sich ebenfalls für ein linkes Bündnis aus. »Wir sind im Wahlkampf für einen Politikwechsel angetreten.« Die Fortsetzung einer Großen Koalition im Bund hätte dafür ein Hemmnis darstellen können. »Aber jetzt sind wir nicht mehr blockiert.« Auch der Vorsitzende der SPD im Wartburgkreis, Ralf Pollmeier, sieht als Lehre aus der Wahl eine rot-rot-grüne Koalition. »Sonst bekommen wir bei der nächsten Landtagswahl eine ähnliche Quittung wie jetzt im Bund.«

Nach Ansicht von OB Bausewein ist an den hohen Verlusten in Thüringen von 12,2 Prozentpunkten »vom Gefühl her« auch das SPD-Taktieren in den Sondierungsgesprächen Schuld. »Ich bin in letzter Zeit häufig angesprochen worden nach dem Motto ›Was macht ihr denn da‹.« Auch SPD-Kreischef Pilger sieht das Ergebnis als »Quittung für das unerträgliche Taktieren Matschies« bei den Sondierungsgesprächen. »Wer Charakter hat, der muss auch persönliche Zeichen setzen.«

Auch LINKE drängt

Nach der Bundestagswahl drängt auch die Linkspartei auf ein rot-rotes Bündnis in Thüringen. Die SPD-Spitze im Bund müsse nun »zwingend« ihren Einfluss geltend machen, um eine linke Regierung in Thüringen durchzusetzen, sagte Thüringens Linken-Spitzenkandidat Bodo Ramelow der »Leipziger Volkszeitung«. SPD/LINKE-Landesregierungen wären »ein Gegengewicht gegen eine erdrückende Übermacht von Schwarz-Gelb im Bundesrat«. »Wenn das in Thüringen die SPD nicht sieht, dann übernimmt sie nicht die Verantwortung, sondern drückt sich vor der Verantwortung«, sagte Ramelow. In Thüringen entscheide sich jetzt, »ob die SPD dauerhaft einfach nur Steigbügelhalter der Union sein will, und damit überflüssig wird, oder ob sie tatsächlich zurückkehrt zu sozialer Gestaltungskraft«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -