In der Sackgasse
So ein Ergebnis hätte die SPD am Sonntag gern gehabt: Mit gut 35 Prozent darf Portugals sozialdemokratischer Ministerpräsident weiterregieren. Doch büßte die PS über ein Fünftel ihrer Stimmen ein. Und für José Sócrates wird es immer einsamer in Europa. Kaum eine Handvoll Regierungschefs in der EU kommt noch aus seinem Lager. Dabei hatten Gerhard Schröder und Tony Blair vor zehn Jahren das sozialdemokratische Zeitalter für den Kontinent ausgerufen. Vielerorts sahen sie ihre Genossen an den Schalthebeln der Macht, und damit das so bleibe und sich weiter ausbreite, entwarfen sie mit ihrem gemeinsamen Manifest einen Fahrplan ins gelobte politische Land. Die Politik der »Neuen Mitte Europas«, das sollte die neue Hoffnung sein.
Ließ man sich nicht von vagen und verbrämenden Adjektiven wie »modern« und »innovativ« blenden, zeigte sich schnell, dass da ein neoliberales Programmpapier vorlag. Seine tagespolitische Entsprechung in Deutschland hieß dann Agenda zwanzig-zehn und knüpfte an die im Jahr 2000 beschlossene Lissabon-Strategie an, mit der die EU bis 2010 zum »wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt« gemacht werden sollte. Von ihr spricht in Brüssel niemand mehr. Auch hierzulande mutierte der federführend von den Sozialdemokraten zum Gesetz erhobene »Umbau des Sozialstaates« zum Abbau, die »Reform« der Sicherungssysteme und des Arbeitsmarktes kostete soziale Sicherheit und Wählerstimmen. Der von Blair und Schröder beschriebene »Dritte Weg« hat nicht nur die SPD in eine Sackgasse geführt. Auch New Labour sieht inzwischen sehr alt aus, wie die desaströsen Umfragewerte und der gerade begonnene Parteitag in Brighton zeigen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.