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Noch zu retten?
Bernd Kammer befürchtet neuen Privatisierungsanlauf
Eine gute und eine schlechte Nachricht für S-Bahn-Fahrgäste: Ab heute und damit eher als geplant fährt die S 25 wieder durchgehend zwischen Teltow Stadt und Hennigsdorf, die S 5 wird bis Olympiastadion verlängert. Und jetzt die schlechte Nachricht: Union und FDP wollen einen neuen Anlauf zur Bahnprivatisierung unternehmen.
Es mag sein, dass die Koalitionspartner in spe nicht unbedingt zu den regelmäßigen Nutzern des Berliner Nahverkehrs gehören. Der gilt aber immerhin als anschauliches Beispiel für die desaströsen Auswirkungen des Privatisierungskurses der Bahn. Die Kunde davon sollte auch schon bis zu den neuen Regierungspartnern durchgedrungen sein. Ihre Kollegen von der Berliner CDU gehören immerhin zu denen, die das Chaos mit am lautesten beklagen.
Zu den Ursachen freilich sind die Töne etwas verhaltener – dass Werkstattkapazitäten und Personal abgebaut wurden, um mehr Gewinn aus dem Unternehmen zu quetschen und es so für Investoren interessanter zu machen. Die Folgen haben die Berliner jetzt auszulöffeln. Dass ausgerechnet in dieser Situation mit einer Neuauflage der Privatisierungsstrategie gedroht wird, darf als besonders dreist empfunden werden. Für die Mitarbeiter in den S-Bahn-Werkstätten, die gerade Höchstleistungen vollbringen, um die Folgen dieser Politik zu lindern, muss das wie Hohn klingen.
Ist die S-Bahn unter diesen Vorzeichen noch zu retten? Vielleicht, wenn es gelingt, sie aus dem Bahnkonzern herauszulösen und als öffentliches Unternehmen weiterzuführen. Entsprechende Überlegungen gibt es in der Berliner Politik. Die ist jetzt gefragt.
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