Lange Gesichter im Fechterlager

Florett-Bronze bei WM in Antalya für Joppich / Aus für die Florett-Frauen

  • Dietmar Fuchs, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Der entthronte Weltmeister Peter Joppich fand in Bronze Trost, Benjamin Kleibrink griff voll daneben. Im deutschen WM-Fechterlager gab es lange Gesichter. Florett-Olympiasieger Kleibrink erlebte 416 Tage nach Gold in Peking einen chinesischen Alptraum. Schon im WM-Achtelfinale von Antalya war für ihn Schluss, Chinas 16-jähriger Fecht-Teenie Jialuo Shi raubte dem Mitfavoriten den Nerv. Auch Florettfechter Joppich scheiterte an einem Chinesen: Im Halbfinale verwehrte ihm der Olympiavierte Jun Zhu die Chance auf das vierte Gold nach 2003, 2006 und 2007. Für Degen-Europameister Sven Schmid kam das Aus in der Runde der besten 32.

Joppich-Nachfolger wurde mit 15:11 im Finale gegen Jun Zhu der Italiener Andrea Baldini. Mariel Zagunis (USA) focht mit dem Säbel in ihrer eigenen Liga und holte nach Olympia-Gold 2004 und 2008 erstmals auch den WM-Titel. Die Tauberbischofsheimer Florett-Frauen Katja Wächter, Olympia-Achte von Peking, Anja Schache, WM-Zweite von Leipzig 2005, und Carolin Golubytskyi, EM-Dritte von Kiew 2008, scheiterten im Achtelfinale. Schmid, Jörg Fiedler und Martin Schmitt als dritter Degen-Experte von der Tauber streckten ebenfalls vorzeitig die Waffen.

Am heutigen Montag soll alles viel besser werden. Dann greifen Olympiasiegerin Britta Heidemann und Weltranglisten-Erster Nicolas Limbach zu Degen und Säbel. »Natürlich schielen wir auf Medaillen«, so Sportdirektor Manfred Kaspar. Titelverteidigerin Heidemann: »Ich will immer alles gewinnen.«

Der Tauberbischofsheimer Kleibrink saß nach Platz zwölf wie ein Häufchen Elend mit Britta Heidemann am Tisch, ließ sich trösten. »Klar bin ich traurig. Dass ich unter den besten 16 ausscheide, ist mir schon lange nicht mehr passiert», sagte der WM-Dritte von 2007. Das Alter seines Gegners spielte keine Rolle: »Scheißegal, ob einer 16 oder 25 ist.« Florett-Coach Ulrich Schreck war baff: »Der Chinese hat es immer wieder geschafft, Benni einen Treffer unterzujubeln.«

Kleibrink musste zuschauen, wie der Koblenzer Joppich in einem dramatischen Viertelfinal-Gefecht gegen Polens Radoslaw Glonek nach einem 13:14-Rückstand noch zwei Treffer setzte und Bronze sicher hatte. »Wenn man im Halbfinale steht, will man natürlich auch die Goldmedaille angreifen« – Joppich war sich nach dem Aus gegen Jun Zhu seiner Gefühle zunächst nicht ganz sicher. Die späte Freude war still, aber herzhaft, weil sich Joppich trotz des Titelverlusts unter den Besten weiß und mit seiner Mentalstärke bei der WM 2010 in Paris wieder attackieren will: »Die ist schon von kleinauf in mir drin.« Im Säbelfechten gelang Anna Limbach (Dormagen) mit Platz elf, der Koblenzerin Alexandra Bujdoso an Position 13 und Stefanie Kubissa (ebenfalls Dormagen) als 16. ein Achtungserfolg. Die Bonner Sebastian Bachmann und Andre Weßels blieben mit dem Florett schon in Runde eins hängen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.