Zu wenig naturnahe Auen
Verbaute Flussufer erhöhen die Gefahr von Hochwasser
Bonn (dpa/ND). Die Gefahr von Hochwasser in Deutschland hat sich nach Expertenansicht dramatisch erhöht, weil frühere Flussauen weitgehend vernichtet wurden. Das ist das Ergebnis des ersten bundesweiten Auenzustandsberichts, den das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Montag in Bonn vorgestellt hat.
Zwei Drittel der natürlichen Überschwemmungsflächen an den Flüssen seien demnach bereits vernichtet. Sieben Jahre nach dem verheerenden Elbe-Hochwasser von 2002 werde das Potenzial der Flussauen als Rückhaltegebiete bei Hochwasser nur unzureichend genutzt, sagte die BfN-Präsidentin Beate Jessel.
An Rhein, Elbe, Donau und Oder sind laut Bericht durch den Bau von Hochwasserschutzdeichen an vielen Abschnitten nur noch 10 bis 20 Prozent der ehemaligen Auen vorhanden. Zudem befänden sich nur 10 Prozent der noch vorhandenen Flussauen in Deutschland in einem naturnahen Zustand. Demgegenüber seien 90 Prozent der Auen aufgrund der intensiven Nutzung, ausbleibenden Überflutungen und Gewässerausbau deutlich bis sehr stark verändert.
»Es besteht dringender Handlungsbedarf, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben und die Flussauen naturnah zu entwickeln«, sagte Jessel. Länder, Gemeinden und auch der Bund müssten mehr tun. »Denn Auenschutz dient nicht nur dem Naturschutz, er ist zugleich praktizierter Hochwasserschutz und unterstützt angesichts vielfach steigender Hochwassergefahren die notwendige Anpassung an den Klimawandel.«
Naturnahe Auen seien nicht nur für den vorsorgenden Hochwasserschutz unverzichtbar, erläuterte Jessel. Sie sorgten im Naturkreislauf auch für sauberes Trinkwasser und seien wichtige Erholungsräume für den Menschen. »Intakte Flussauen sind eine moderne Arche Noah. Kein anderes Ökosystem in Mitteleuropa beherbergt eine vergleichbare Arten- und Lebensraumvielfalt.«
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