Leipziger Revolution geht weiter
Neue Stiftung fördert den »Mitmachwillen«
Leipzig (ND-Lasch). Der Aufbruch vom Herbst 1989 soll weitergehen. Dazu will eine jetzt in Leipzig gegründete Stiftung »Friedliche Revolution« beitragen. Die Revolution dürfe nicht ins Museum gestellt werden, sagt Vorstandsmitglied Christian Führer, der ehemalige Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche: »Wir wollen weitergehen.« Bei den Bürgern solle der »Mitmachwille, der so sehr erloschen ist, wieder angefacht« werden, ergänzte der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer, der Mitglied im Kuratorium ist.
Schorlemmer betont, es gehe der neuen Stiftung weniger um die Aufarbeitung der Vergangenheit als um heutiges Engagement. Dafür will diese grundlegenden Werte vom Herbst 1989 aufgreifen. Verwiesen wird auf die Parolen »Wir sind das Volk!«, »Schwerter zu Pflugscharen«, »Keine Gewalt!« sowie den vor dem Eingang der Nikolaikirche plakatierten Slogan »Offen für alle«. Um ihrem Anspruch gerecht zu werden, will die Stiftung unter anderem in der Bundesrepublik wie auch darüber hinaus zu friedlichem zivilen Ungehorsam ermutigen, Friedensarbeit fördern und Demokratiebewegungen unterstützen, wie in einer gestern vorgestellten »Charta für Courage« angekündigt wird.
Ein wichtiges Arbeitsfeld der Stiftung wird die Weiterentwicklung der Demokratie in der Bundesrepublik sein. Vor allem die an der Stiftung beteiligten Aktivisten vom Herbst 1989 beklagen, dass der damalige Elan inzwischen stark abgeflaut ist. »Leider hat sich der aufrechte Gang nicht fortgesetzt«, sagt der grüne Europaabgeordnete Werner Schulz. Dafür mitverantwortlich sei auch der Umstand, dass plebiszitäre Elemente in Deutschland nach wie vor unterentwickelt und beispielsweise Volksentscheide wie in Irland zum EU-Vertrag nicht möglich seien.
Schulz verwies auch darauf, dass es im Bundestag eine Mehrheit für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gebe, in der Bevölkerung aber eine klare Ablehnung. Die Stiftung wolle angesichts solcher Konflikte dazu beitragen, dass »die Demokratie wieder repräsentativer« wird. Schulz, der am Vormittag eine Ansprache beim Festakt im Gewandhaus gehalten hatte, hält mehr Mitbestimmung für »wichtiger als so manche Feierrede«.
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