Die Beschäftigten gehen, die Marke bleibt
Arbeitsagentur betreut tausende Quelle-Mitarbeiter vor Ort / OB kündigt Krisenambulanz an
Nürnberg (dpa/ND). Mit einer beispiellosen Kraftanstrengung will die Bundesagentur für Arbeit den Ansturm von Arbeitslosen bei Quelle bewältigen. Nach dem Aus für das insolvente Versandhaus rechne die Behörde damit, dass sich auf einen Schlag etwa 4000 Quelle-Beschäftigte zum 1. November arbeitslos melden müssten, sagte der Chef der bayerischen Regionaldirektion, Rainer Bomba, am Mittwoch in Nürnberg. Der Fall sei noch deutlich größer als in den vergangenen Jahrzehnten die Abwicklung von Grundig oder AEG. Die Bundesagentur stellte einen Notfallplan auf und bildete eine eigene »Task Force« mit bis zu 100 Mitarbeitern, die aus ganz Bayern nach Nürnberg geholt werden. Direkt bei Quelle wird eine Außenstelle der Arbeitsagentur eingerichtet, die am kommenden Montag die Arbeit aufnehmen soll.
Auch im Leipziger Versandzentrum kümmert sich ein Team der Arbeitsagentur direkt um die Beschäftigten. Bereits heute sollen dort erste Informationsveranstaltungen stattfinden, sagte ein Sprecher der Leipziger Arbeitsagentur.
Unterdessen sieht sich Bayern im Hinblick auf die Zukunftschancen von Quelle vom Insolvenzverwalter getäuscht. Arbeitsministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte in Nürnberg, der Politik sei ein Fortführungskonzept vorgestellt worden, das bis März 2010 hätte tragen sollen. Es gebe viele offene Fragen. Finanzminister Georg Fahrenschon kündigte Strukturprogramme für die Region Nürnberg/Fürth an. Die Gespräche über mögliche Hilfen liefen bereits, sagte der CSU-Politiker. Der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) kündigte an, dass das städtische Klinikum bei Quelle eine psychologische Krisenambulanz einrichten werde.
Der Hamburger Markenexperte Klaus Brandmeyer erwartet, dass die Marke Quelle überlebt. Jemand werde den Namen kaufen. Dies könnte etwa ein Handelsunternehmen aus dem Ausland sein, das auf dem deutschsprachigen Markt einsteigen will. Seiten 4 und 14
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