Quelle-Aus: Über 200 Azubis suchen Job

Post streicht infolge der Insolvenz 400 Stellen

  • Lesedauer: 2 Min.

Fürth/Nürnberg/Bonn (Agenturen/ND). Als erste von mehreren tausend Mitarbeitern sind am Freitag rund 150 Auszubildende in Fürth von der Agentur für Arbeit beraten worden. Die jungen Menschen wurden über offene Stellen und Leistungsansprüche informiert. »Die Veranstaltung soll einer ersten Beratung dienen«, erklärte der Teamleiter der Berufsberatung der Arbeitsagentur, Peter Haas. Es gehe aber auch darum, vorsorglich Anträge zum Arbeitslosengeld auszufüllen. Insgesamt 100 Stellen könnten den Jugendlichen derzeit angeboten werden, sagte Haas. Bundesweit sind von dem Aus bei Quelle mehr als 200 Auszubildende betroffen.

Der Leiter des Fachbereichs Berufsausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Nürnberg, Udo Göttemann, berichtete, dass sich in den vergangenen Tagen bereits viele Unternehmen mit der IHK in Verbindung gesetzt und offene Stellen gemeldet hätten.

Die Deutsche Post streicht nach der Quelle-Pleite voraussichtlich 400 Stellen. Dies sei eine Schätzung und bedeute nicht, »dass die Mitarbeiter entlassen werden«, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Bonn. Die Post hatte bereits im September angekündigt, durch die Insolvenz des Quelle-Mutterkonzerns Arcandor 560 Stellen abbauen zu müssen. Insgesamt sind durch die Pleite des Handelskonzerns bei der Post demnach 1000 Stellen bedroht.

Nach dem endgültigen Aus für den Versandhändler hat die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) schwere Vorwürfe gegen das Management erhoben. Das Fürther Unternehmen, das über lange Zeit floriert habe, sei »durch die Dummheit von Managern, aber auch das Unvermögen bestimmter Teile der Politik kaputt gegangen«, sagte Schmidt am Freitag in Nürnberg. »Derjenige, der Quelle wirklich den Todesstoß gegeben hat, war der Herr Middelhoff mit dem Verkauf jedweden Tafelsilbers.« Thomas Middelhoff war bis März Vorstandschef der Konzernmutter Arcandor.

Den Sargnagel habe Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit seinem Vorschlag einer »geordneten Insolvenz« geliefert, ergänzte Schmidt. Dadurch sei Quelle schlagartig von jedem Finanzstrom abgeschnitten worden. »Ich bin überzeugt davon: Es hätte gelingen können, dass die Quelle gerettet worden wäre«, sagte Schmidt, die selbst jahrelang Betriebsrätin bei dem Versandhändler war. Doch die bayerische Staatsregierung habe nicht so agieren können, wie sie wollte, um ihren Parteikollegen in Berlin nicht zu brüskieren.

Unterdessen hat auf der Quelle-Internetseite der Ausverkauf begonnen. Mit teils »sagenhaften« Preisnachlässen sollen die Artikel verscherbelt werden. Mit den Erlösen hofft der Insolvenzverwalter, die Mitarbeiter bezahlen zu können, die für die Abwicklung des Unternehmens noch einige Wochen lang gebraucht werden.

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