Der Wasserspielplatz der Superreichen in Mosambik
Luxusvilla des niederländischen Thronfolgers sorgt für entwicklungspolitische Diskussion
Es kommt nicht oft vor, dass der Vorsitzende des »Bond der Oranjeverenigingen« den kommenden niederländischen König öffentlich kritisiert. Doch zur Zeit, sagt Michiel Zonnevylle, sei die monarchietreue Organisation beunruhigt über Prinz Willem Alexander. Grund dafür sind die Baupläne des Thronfolgers auf der Halbinsel Machangulo im Süden Mosambiks: Zusammen mit seiner Ehefrau kaufte er sich 2008 in ein luxuriöses Immobilienprojekt direkt am Indischen Ozean ein. »Für ein angehendes Staatsoberhaupt«, so Michiel Zonnevylle, sei ein armes afrikanisches Land jedoch »eine unglückliche Wahl«. Daher solle sich Willem Alexander aus dem Projekt zurückziehen.
Hinter Zonnevylles Aufregung steht jedoch nicht allein der Kontrast zwischen Überfluss und bitterer Armut. Das Hochglanzresort, bestehend aus 120 Einheiten, darunter 60 Luxusvillen, ein Hotel im obersten Preissegment und eine Landebahn, ist auch wegen diverser Ungereimtheiten in die Kritik geraten. In den Niederlanden tauchten vor einem Jahr erstmals Berichte auf, wonach der südafrikanische Projektentwickler die Baugenehmigung im Tausch gegen Häuser für mosambikische Politiker und hohe Vertreter der einheimischen Bevölkerung erhalten habe. Ein Mitarbeiter der Firma gab zu verstehen, dies sei der Lauf der Dinge, wenn man an diesem Ort bauen wolle.
Teil des Geschäfts scheint indes auch zu sein, dass die Absprachen über die Größe des zu entwickelnden Gebiets flexibel interpretiert werden. Anwohnern zufolge beansprucht die Gesellschaft Machangulo S.A. nicht nur das mit der Bevölkerung vereinbarte Land, sondern die gesamte 10 000 Hektar messende Halbinsel. Zudem unterhalte sie einen bewaffneten Sicherheitsdienst, der von seiner Ausrüstung auch schon Gebrauch gemacht habe. Diese Aussagen machten Bewohner in einer im Sommer ausgestrahlten Reportage des niederländischen Privatsenders RTL.
Der Projektentwickler streitet die Vorwürfe ab. In der eigenen Außendarstellung präsentiert sich Machangulo S.A. als Mischung aus Entwicklungshelfer und karitativer Organisation, die nur nebenher in Immobilien macht. Die Website der Gesellschaft preist die paradiesische Natur der Halbinsel, bevor man sich der eigenen Investitionen in Naturerhalt und die Lebensbedingungen der Bevölkerung rühmt: Diese solle Zugang zu medizinischer Versorgung, Schulen und mehreren Hundert Arbeitsplätzen bekommen. Das Luxusprojekt diene dem Zweck, »diese Entwicklungen zu finanzieren«. Während Schulen und Kliniken in den letzten beiden Jahren fertig gestellt worden seien, habe man erst 2009 mit dem Bau des Resorts begonnen.
Recherchen niederländischer Zeitungen ergaben ein zwiespältiges Bild: Mehrere Dorfbewohner äußerten sich zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. Andere dagegen hielten diese für völlig unzureichend. Laut dem Kronprinzen waren die Investitionen in die Bevölkerung für ihn eine Bedingung, um in das Bauprojekt einzusteigen. Seinen »guten Willen« zu demonstrieren, ist dem Thronfolgerpaar eine Herzensangelegenheit. Marcelo Mosse, Direktor der auf Transparenz im öffentlichen Sektor bedachten Nichtregierungsorganisation Centro de Integridade Pública in Maputo, sieht darin jedoch nur »geschäftliche Transaktionen, wie es sie in Mosambik so oft gibt«.
Gerade der vom Bürgerkrieg schwer getroffene Süden des Landes kann davon ein Lied singen. Die Region mit der Hauptstadt Maputo, spektakulären Stränden und einigen Wildreservaten fungiert in den letzten Jahren als Motor der touristischen Wiederentwicklung Mosambiks. Der Küstenabschnitt wurde 1992 von den UN in die Liste von 200 besonders schützenswerten Ökosystemen aufgenommen und beheimatet die höchsten bewachsenen Dünen Ostafrikas. Die Umweltschutzorganisation Justicia Ambiental sähe ihn daher gerne als Naturschutzgebiet deklariert. Stattdessen wird für das Luxusresort die Regelung außer Kraft gesetzt, wonach binnen einer Strandlinie von 100 Metern nicht gebaut werden darf. Einem Architekten zufolge ist diese Ausnahme an die Bedingung gebunden, nur Holz zu verwenden. Abdul Adamo, ehemaliger Leiter der mosambikischen Nationalparkbehörde, sieht darin keinen Grund zur Beruhigung: »Ich ärgere mich, wenn ich sehe, wie Südafrikaner hier auf eine Art die Küste vollbauen, die in ihrem Land verboten ist.«
Der Süden Mosambiks schickt sich damit an, das zu werden, was er schon einmal war: Der Wasserspielplatz reicher Südafrikaner und ein europäischer Tropentraum, gut erreichbar über die Flughäfen von Johannesburg und Maputo. Der Rückzug der portugiesischen Kolonialmacht und ein 17 Jahre dauernder Bürgerkrieg machten diesem Ruf 1975 ein Ende. 1992 hinterließ der Krieg ein bettelarmes und schwer vermintes Land, in dem kein Ausländer mehr urlauben wollte. Seitdem ist Mosambik politisch stabil, doch trotz starker Wachstumsraten noch immer eines der ärmsten Länder der Welt. Der Tourismus indes hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt.
Auch der niederländische Thronfolger will seine Villa vorerst weiterbauen lassen. Zur Sicherheit brachte er jedoch seine Anteile inzwischen in Absprache mit Ministerpräsident Jan Peter Balkenende in einer Stiftung mit Namen »Verwaltungsbüro Machangulo« unter, um »Abstand zu schaffen, zwischen ihm und dem mosambikischen Immobilienprojekt«, wie Balkenende erklärte.
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