Feste Bleibe
Annette, Ursula und Ilse haben in der Regierung ihre feste Bleibe gefunden. Sie schafften es wenigstens, Ministerinnen zu bleiben. Wahrscheinlich sind sie rechtzeitig zur Seite gesprungen, als Karl-Theodor, Franz Josef, Thomas, Wolfgang, Guido, Rainer, Dirk, Ronald, Peter, Philipp und Norbert auf der Jagd nach einem Ministeramt an ihnen vorbeistürmten, sonst wären ihre Fachbereiche wohl auch von den Jungs erobert worden. Dank der Liberalen konnte sich Sabine noch ein Ministerium erkämpfen. Eine kometenhafte Karriere ist das aber auch nicht, schließlich hatte sie das vor Jahren schon einmal passabel bewältigt.
Bei den Männern sieht die Sache anders aus. Vier von ihnen wechseln »nur« das Ministerium, aber sieben legen mit ihrer Berufung ins Kabinett einen bemerkenswerten Aufstieg hin. Das traut man auf dieser Ebene anscheinend keiner Frau mehr zu – auch Angela an der Spitze gehört ja lediglich zu den Gebliebenen, wobei hier ein Aufstieg nur noch in religiöse Gefilde denkbar wäre. Die Bewertung der Geschlechterverteilung in dieser Bundesregierung fällt also vollkommen ungenügend aus. Es sage keiner, dies läge in der Kompetenz der Herren begründet. Ein paar lapidare Sätze zum Thema im Koalitionsvertrag weisen auf den Grund. Man will zum hundertsten Male prüfen, ob hier Handlungsbedarf bestehe. Und dann will man für mehr Frauen in Führungspositionen werben. Weil das ganz bestimmt zu nichts führt – nicht mal dazu, dass alles so bleibt.
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