Sachsen-Anhalt spart bei Jugendarbeit

Öffentliche Gelder werden bis 2011 halbiert

  • Uwe Kraus, Magdeburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Landesregierung Sachsen-Anhalts plant massive Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit. Jugendverbände kritisieren das Vorhaben.

Nicole Stelzer, Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendrings (KJR) Sachsen-Anhalt, schlägt Alarm. »Wenn ich den Haushaltsentwurf für 2010/2011 lese, wird mir angst und bange.« Das Fachkräfteprogramm soll in den kommenden Jahren gegen Null gefahren werden.

Das Feststellenprogramm wurde 1998 als Vorläufer des Fachkräfteprogramms zur Sicherung einer qualifizierten und kontinuierlichen Kinder- und Jugendsozialarbeit mit einem Landesfördervolumen von 5,1 Millionen Euro eingeführt. 237 Voll- und Teilzeitstellen wurden in den Kommunen gefördert. Heute stehen für das Fachkräfteprogramm noch 3,5 Millionen Euro im Landeshaushalt zur Verfügung. 2011 sei eine weitere Halbierung vorgesehen, so Stelzer. Der Anteil der finanziell gebeutelten Kommunen am Programm soll von 30 auf 50 Prozent steigen.

»Mit der Reduzierung des Fachkräfteprogramms verabschiedet sich Sachsen-Anhalt von der Kinder- und Jugendarbeit«, befürchtet Rolf Hanselmann, Vorsitzender des KJR, der 28 landesweite Kinder- und Jugendverbände unter seinem Dach vereint. Hanselmann rechnet die Landespläne nach. »Das sind eine Million Euro weniger, wodurch 25 Vollzeit-Fachkräfte wegfallen würden«, moniert er. In Magdeburg bahne sich bereits Lohndumping für Sozialarbeiter an. Ein neu angestellter studierter Diplomsozialarbeiter erhalte bei manchen Trägern lediglich 1600 Euro brutto.

Im Rahmen des Fachkräfteprogramms werden derzeit 78 Voll- und 108 Teilzeitkräfte bei öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe gefördert. Peter Tennert von der »Insel für Alternativen« in Barleben ist einer von ihnen. Er weiß, wenn das Geld gekürzt wird, fallen ganze Arbeitsbereiche der offenen Jugendarbeit fort. »Streetwork, mobile Sozial- und Projektarbeit sowie Einzelfallbetreuung, das ist schon heute kaum leistbar, nach den neuen Plänen wird es undenkbar«, kritisiert Tennert. Karl-Michael Schmidt vom »Evangelischen Jugendzentrum Knast Magdeburg« hält Jugendsozialarbeit für unabdingbar für eine gesunde soziale Infrastruktur. »Wir können Abwanderung nicht immer nur beklagen, sondern wollen unsere Arbeit als Standortfaktor und Halteposten verstanden wissen.«

Eva von Angern, Sprecherin für Kinder-, Jugend- und Familienpolitik der LINKEN-Fraktion im Magdeburger Landtag, fordert: »Ohne die Kommunen aus ihrer originären Pflicht zu entlassen, muss der Landtag dafür sorgen, dass ausreichend Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden.« Sie werde das auch im Finanzausschuss klar zum Ausdruck bringen.

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