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Völlig offen
Martin Kröger zu neuen Spree-Bebauungsplänen
Für Außenstehende leicht zu verstehen waren die Konflikte um die Zukunft der Spreeufer zu keinem Zeitpunkt. Schon bei der Aufzählung und Zuordnung der Kontrahenten kann man schnell durcheinandergeraten: Auf der einen Seite der rot-rote Senat und die Investoren, die früher durch die Vereinigung Mediaspree vertreten wurden, die es inzwischen allerdings nicht mehr in ihrer alten Form gibt. Auf der anderen Seite haben sich die Anwohner aus Kreuzberg und ihre Initiativen formiert, die in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung allerdings auch nicht mehr bestehen – aber das ist eine andere Geschichte.
Zwischen beiden Parteien steht in simplifizierender Sicht das Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksamt. Was dennoch eher eigener Akteur ist und kein Moderator – auch dieses hat seit dem erfolgreichen Bürgerentscheid im Sommer 2008 (Zur Erinnerung: 87 Prozent für die Pläne der Bürgerinitiative »Mediaspree versenken«) ebenfalls seine Politik geändert und kämpft jetzt vorgeblich zusammen mit den Bürgervertretern gegen eine Hochhauswüste. Das könnte man jedenfalls meinen, wenn man Agenturberichte wie den gestrigen mit dem Titel »Bezirksamt kippt Büroturm-Planungen« liest.
Die Wirklichkeit ist indes eine andere: Die Geschosshöhe war für die Proteste nämlich nicht wirklich ausschlaggebend, sondern der freie Zugang zu den Ufern und der Abstand von Gebäuden und Wasser. Darum ging es. Dass sich der Senat im Fall des besagten Grundstücks nicht einmischt, hat auch nichts mit Konfliktresignation zu tun, sondern damit, dass es zur Zeit einfach keinen Investor gibt, der ein 90-Meter-Monstrum bauen will. Welche Zukunft das Spreeufer bekommt, ist also weiter völlig offen – so einfach ist das.
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