- Kommentare
- Standpunkt
Roter Teppich
Der rote Teppich für Magna muss wieder eingerollt werden. Die deutsche Politik in Bund und den Ländern mit Opel-Standorten steht nach dem Beschluss des Verwaltungsrates von General Motors, die Europa-Tochter nun doch zu behalten, ziemlich bedröppelt da.
Nun rächt sich, dass man sich in Sachen Opel ausschließlich an Magna gekettet hat. Dabei will der Zulieferer 10 000 Stellen abbauen – vorrangig nicht in Deutschland –, verlangt Lohnverzicht von den Beschäftigten und wird für ein reichlich windiges Geschäftsmodell mit dem Schwerpunkt Russland auch noch mit üppigen Milliardenhilfen geködert. Die industriepolitische Kirchturmpolitik ist gescheitert, mit der man die europäischen Partner verärgerte und sich bei den EU-Wettsbewerbshütern in die Bredouille brachte. Dass die deutsche Politik Detroit jetzt auch noch drängte, Brüssel zu versichern, GM sei nicht zu einem Verkauf an Magna gedrängt worden, brachte das Fass offenbar zum Überlaufen.
Das eigentlich Schlimme an der Kehrtwende in Detroit ist nicht, dass Magna nun doch nicht zum Zuge kommen soll, sondern dass für die Beschäftigten die Zeit der Ungewissheit wieder von vorne beginnt. GM hat noch keinen Plan für Opel, sondern will erst ein – sicher nicht minder brutales – Restrukturierungskonzept ausarbeiten, dann folgen Verhandlungen mit Gewerkschaften und der Politik. So gesehen ist auch offen, ob das letzte Wort in Sachen Opel schon gesprochen ist. Der rote Teppich für Magna wird noch nicht eingemottet.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.