»Schon Luther hat auf Außenwirkung gesetzt«

Christoph Nitz über Pressemitteilungen, Layoutfragen und seine Vorfreude auf den Zeichner Seyfried

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Linke Medienakademie (LiMA), die vom 11. bis 14. März 2010 in Berlin stattfinden wird, bietet Workshops, Lesungen und Fachvorträge linker und alternativer Medienmacher (HTW, Campus Wilhelminenhofstr. 75A). Ines Wallrodt sprach mit Christoph Nitz, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der LiMA, über den kommenden Kongress. Informationen: www.lima-akademie.de (Frühbucherrabatt bis 31. 12. 09)

ND: Linke kommen mit ihren Aktionen und ihren Themen wenig vor in den Leit- bzw. Mainstreammedien. Welchen Anteil hat daran eigene Unprofessionalität?
Nitz: Linke wehren sich gegen die Ellenbogengesellschaft, wo der Schein mehr zählt als das Sein. Deswegen gelten ihnen bestimmte Mechanismen, wie man sich und seine Themen in den Medien präsentieren muss, als suspekt.

Woran denken Sie? Mir fallen sechsseitige Grundsatzpamphlete als Pressemitteilungen ein, die im Medienalltag keine Chance haben.
Linke Medienarbeit ist eine ständige Gratwanderung: Professionalität und Anliegen gilt es authentisch zu verknüpfen. Da sind Plattformen wie die LiMA wichtig, nicht nur um Neues zu lernen, sondern vor allem um Erfahrungen auszutauschen.

Sollten systemkritische Kräfte daran arbeiten, die Leitmedien zu kapern oder sich auf eigene alternative Medien konzentrieren?
Ich würde sagen: beides. Eigene Medien haben den Charme, dass sie »O-Ton« transportieren. Allerdings müssen linke Positionen auch reihenweitenstark verbreitet werden, weil sie sonst nicht wahrgenommen werden. Man muss die Mechanismen der Medienwelt kennen, einmal, um sich Gehör zu verschaffen und auch, wenn man diesen gute Alternativen entgegenstellen will.

Wo sehen Sie die größten unausgeschöpften Potenziale in der Außenkommunikation von Linken?
Man merkt, sie wollen das Spiel nicht mitmachen. Das ist gut. Aber leider sieht man das auch. In der nächsten Generation linker Medienmacher werden sicher viele zu finden sein, die sich gerade mit den neuen Medien bestens auskennen. Um das noch zu fördern, haben wir am Campustag spezielle Angebote für junge Medienmacher.

Der Stellenwert von Layout scheint eine Altersfrage zu sein, je jünger, desto wichtiger die Aufmachung von Materialien oder Webseiten. Inwiefern ist das ein Zeichen von Oberflächlichkeit und bloßer Übernahme von Marketingstrategien?
Das halte ich für eine Wahrnehmungstäuschung. Schon Luther hat auf Außenwirkung gesetzt. Jede Zeit braucht Materialien, die man gerne liest oder anguckt.

Wer ist die Zielgruppe der Linken Medienakademie?
Zur LiMA sind alle eingeladen, die »irgendwas mit Medien machen«, wie es heute so schön heißt, und dem Mainstream kritisch gegenüberstehen, die von Medien erwarten, unabhängig und emanzipatorisch zu sein.

Gibt es ein Hauptthema?
Das Motto lautet »Zeichen setzten«, thematische Schwerpunkte sind Migration, Rechtsextremismus und Genderpolitik. Thomas Leif wird sein gerade in linken Kreisen stark diskutiertes Buch »angepasst & ausgebrannt« vorstellen. Mein persönliches Highlight ist, dass mit dem Zeichner Gerhard Seyfried eine Legende meiner Studienzeit zur LiMA kommt. Bei mehr als 150 Veranstaltungen ist es schwer, einzelne hervorzuheben. Jeder wird seine eigene Auswahl treffen.

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