Fotokunst

Düsseldorfer Schule

  • Barbara Reitter
  • Lesedauer: 2 Min.

Zwei Umstände trugen dazu bei, dass deutsche Fotografie weltweit in ihrer künstlerischen Bedeutung den Leistungen des Bauhauses gleichgesetzt wird. Zum einen dank des Paars Bernd und Hilla Becher, die seit 1976 den Lehrstuhl »Photographie« an der Düsseldorfer Kunstakademie hatten – und zwei Generationen höchst unterschiedlicher Fotokünstler ausbildeten. Der zweite Grund: Der Verleger Lothar Schirmer publiziert in seinem Schirmer/Mosel Verlag seit nunmehr 35 Jahren die Vertreter der »Düsseldorfer Schule« und trägt damit zu ihrer Verbreitung bei. Er begann bereits als Student, im Dunstkreis von Beuys Kunst zu sammeln – und stieß so auf die Bechers.

Die Akademie der Schönen Künste demonstriert mit 84, teils großformatigen Fotoarbeiten aus seiner Privatkollektion, wie die künstlerische Kaderschmiede von Bernd und Hilla Becher funktionierte. Deren Foto-Dokumentationen »anonymer Skulpturen«, das heißt der Fördertürme, Fachwerkhäuser, Fabriken, der Hochöfen und Kühlhäuser, stehen natürlich im Zentrum der Ausstellung. Damals präzis wie sachlich mit der altmodischen Plattenkamera festgehalten. Bechers bildeten eine Schule der Wahrnehmung, denn sie brachten ihren Schülern den Blick für das Besondere im Banalen bei, das »Kunstunwürdige«, das »kunstlos« vermittelt werden sollte.

Auffallend ist, dass sich alle zum Großformat und zur Farbe hin entwickelten – und dass sie keine Scheu vor technischen Eingriffen und digitaler Bildbearbeitung haben. Mit wenigen Tableaus sind die »Struffkys« vertreten, das Erfolgstrio Thomas Struth (mit erstaunlichem Museums-Bildern), Thomas Ruff (mit der spießigen Wohnung seiner Eltern), und Andreas Gursky (mit überraschend effektlosen frühen Naturimpressionen). Doch neben spektakulären Bildern wie Elger Essers romantischer Küstenlandschaft, den menschenleeren Bibliotheken und Museen einer Candida Höfer kommen auch leisere Positionen nicht zu kurz. Spannend zu erleben, wie sich die elf Meisterschüler formal selbst bei ähnlichen Motiven voneinander absetzen – sie wirkt Struths Urwald als geheimnisvolles Dickicht, während er bei Axel Hütte grafisch komponiert erscheint.

Akademie der Schönen Künste, München: Die Düsseldorfer Schule. Bis 14.2. 2010, Di-So 10-17 Uhr

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