Hilferuf nach Mittel gegen Altersblindheit

Verbände: Therapie wird seit Jahren vorenthalten

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (dpa/ND). Auch rund drei Jahre nach der Zulassung eines speziellen Mittels gegen Altersblindheit wird zehntausenden Patienten laut Verbänden die rechtzeitige Therapie vorenthalten. Betroffene würden deshalb mit einem anderen, nicht zugelassenen Medikament behandelt, schrieben fünf Verbände am Freitag in einem offenen Brief an die Spitzenverbände von Ärzten und Krankenkassen. Oder sie müssten im Schnitt 19 Tage auf die erste Behandlung warten, weil diese extra bei der Kasse beantragt werden müsse.

»Man kann annehmen, dass finanzielle Gründe dahinterstehen«, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands, Andreas Bethke, der dpa in Berlin. So hätten mehrere Kassen Verträge mit Ärzten abgeschlossen mit dem Ergebnis, dass diese das fürs Auge nicht zugelassene, aber deutlich günstigere Mittel Avastin verwenden. »Es gibt keine Qualitätssicherung für Avastin«, kritisierte Bethke. Das für das Augenleiden eigens zugelassene Mittel Lucentis hingegen werde auf diese Weise vielen Patienten vorenthalten. Pharmakritiker hatten immer wieder moniert, dass eine Lucentis-Dosis rund 1500 Euro koste, eine Avastin-Dosis aber nur 50 Euro, obwohl die Mittel ähnlich seien.

Die Verbände fordern nun den GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf, sich auf ein Honorar für Ärzte für die Spritze in die Augen zu einigen. Seit drei Jahren seien beide Seiten nicht in der Lage, dies zu regeln. Dies aber wäre die Voraussetzung dafür, dass ein Patient das zugelassene Medikament beim Arzt als Teil der normalen Regelversorgung bekommt. Zu den Unterzeichnern zählen neben dem Blinden- und Sehbehindertenverband der Bundesverband der Verbraucherzentralen, der Sozialverband VdK, der Sozialverband Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe.

In dem Streit geht es um die feuchte altersbedingte Makula-Degeneration, an der jährlich rund rund 50 000 Menschen in Deutschland erkranken. Bethke sagte, mehrere Menschen seien aufgrund der chaotischen Behandlungssituation erblindet.

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