Obama schickt Emissär nach Nordkorea
Washington und Seoul erzielten keine Einigung zu geplantem Freihandelsabkommen
Seoul (AFP/ND). Der US-Gesandte für Nordkorea, Stephen Bosworth, werde bereits im Dezember nach Pjöngjang reisen, sagte Obama am Donnerstag beim Besuch in Seoul.
Bosworth soll nach Angaben von Obama am 8. Dezember direkte Gespräche mit der Führung in Pjöngjang aufnehmen. Im Streit über das KDVR-Atomprogramm stehe die Tür für eine »friedliche Lösung« offen, sagte Obama nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak. Die Verhandlungen könnten zu einer Reduzierung der Sanktionen und zur weiteren Integration Nordkoreas in die internationale Staatengemeinschaft beitragen.
Zunächst müsse Nordkorea aber »ernsthafte Schritte« unternehmen, sagte Obama bei der vierten und letzten Station seiner Asien-Reise. Vor allem müsse sich die Führung in Pjöngjang von dem Muster lösen, erst Provokationen zu starten und dann an den Verhandlungstisch zurückzukehren, nur um die Gespräche kurz darauf wieder zu beenden, weil keine Zugeständnisse erreicht wurden.
Nordkorea hatte sich im April aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückgezogen. Daran waren seit 2003 außer den beiden koreanischen Staaten und den USA auch China, Russland und Japan beteiligt. Im Oktober erklärte sich die KDVR-Regierung bereit, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, wenn zuvor ein Dialog mit den USA eingeleitet worden sei.
Während Obama und Lee bei dem Empfang im Blauen Haus, dem Präsidentensitz in der südkoreanischen Hauptstadt, zum Thema Nordkorea Einigkeit demonstrierten, wurden die Meinungsverschiedenheiten zu dem geplanten Freihandelsabkommen USA-Südkorea nicht ausgeräumt. Das Abkommen für eine wechselseitige Marktöffnung war bereits im Juni 2007 unterzeichnet worden, der US-Kongress hat es bislang aber nicht ratifiziert und vor allem Bedenken zu möglichen Nachteilen für die US-Autoindustrie angemeldet. Lee erklärte sich bei dem Treffen mit Obama erstmals zu weiteren Gesprächen über das Thema bereit. Er verwies auf ein ähnliches Abkommen mit der EU, dass Mitte Oktober trotz Kritik aus der Autoindustrie auf den Weg gebracht worden war. Obama versprach, weiter mit der Regierung in Seoul zusammenarbeiten, um das Vorhaben voranzubringen. Vor einer Ratifizierung durch den Kongress müssten allerdings noch einige Fragen geklärt werden.
Bevor Obama die Heimreise antrat, stattete er noch den rund 28 500 US-Soldaten auf dem Militärstützpunkt Osan südlich von Seoul einen Besuch ab.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.