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Faustpfand
Gilad Schalit / Der von der Hamas gefangene israelische Soldat könnte bald freikommen
Wenn Medien über einen bevorstehenden Gefangenenaustausch spekulieren, scheitert er bisweilen gerade deswegen. Diesmal, im Falle von Gilad Schalit, könnte es gut ausgehen. Immerhin beklagt sich keine der beteiligten Seiten über gebrochenes Schweigen.
Schalit ist 23, israelischer Soldat und seit genau drei Jahren und fünf Monaten Gefangener der palästinensischen Organisation Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht. Eines ihrer Kommandounternehmen war über einen Tunnel auf israelisches Gebiet vorgedrungen, hatte dort einen Armeeposten angegriffen, zwei Soldaten getötet und einen, Schalit, auf dem Rückzug nach Gaza als Gefangenen mitgenommen, wo er seitdem an einem geheimen Ort bewacht wird. Schalit ist für Hamas ein Faustpfand, das gegen möglichst viele palästinensische Gefangene eingetauscht werden soll. Weder wütende Luftangriffe noch der Einmarsch der israelischen Armee während des Krieges zu Jahresbeginn vermochten diesen Status quo zu ändern.
Israelische Regierungspolitiker versicherten immer wieder, alles werde zur Befreiung Schalits getan. Daran allerdings kamen hin und wieder Zweifel auf. So weigert sich Israel nach wie vor, mit »Terrororganisationen« wie der Hamas offiziell zu verhandeln. Die noch 2006 angebotenen guten Dienste des Vatikan-Vertreters in Israel wurden nach dessen Angaben nur äußerst mäßig unterstützt. Und die vermittelnde ägyptische Regierung machte wiederholt ihrem Ärger darüber Luft, dass die Israelis in den informellen Gesprächen stets neue Forderungen nachschoben.
Von der Attitüde, die Verhandlungsbedingungen diktieren zu können, scheint sich die israelische Regierung aber verabschiedet zu haben. Am 30. September erhielt sie mit Hilfe des deutschen Bundesnachrichtendienstes ein Video mit einem Lebensbeweis Schalits – gegen die Freilassung 19 in Israel gefangener Palästinenserinnen. Es ist möglich, dass Schalits Eltern ihren Sohn, der nach Schulabschluss noch nicht einmal ein Jahr im Grundwehrdienst stand, noch in diesem Monat wieder in die Arme schließen können – und im Gegenzug aus israelischer Haft freigelassene Palästinenser ebenfalls ihre Familien in Gaza oder auf der Westbank.
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