Obama hofft auf Kriegswende mit mehr Truppen

Neue Strategie des US-Präsidenten kalkuliert auch höhere Beteiligung der Verbündeten ein

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Nach acht Jahren Afghanistan-Krieg hofft US-Präsident Barack Obama mit 34 000 zusätzlichen Soldaten und klaren Vorgaben an Kabul eine Wende zu erreichen. Er werde zudem Verbündete um Entsendung weiterer 5000 Mann bitten, berichtete die »Washington Post« am Dienstag.

Washington/Berlin (Agenturen/ND). Der US-Präsident wollte am Dienstagabend (Ortszeit) in der Militärakademie West Point nördlich von New York in einer Rede an die Nation seine neue Militärstrategie am Hindukusch darlegen.

»Wir werden schnell da reingehen, um schnell einen Schlag zu landen«, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Dienstag dem Sender MSNBC zu Obamas Plänen. Laut »New York Times« sollen die zusätzlichen Truppen über die nächsten sechs Monate entsandt werden und damit weit schneller als ursprünglich geplant. Zuerst sei an einen Zeitraum von einem Jahr gedacht worden.

MSNBC zufolge denkt Obama an den Beginn eines Truppenabzuges in bereits zwei Jahren, falls die Strategie wie geplant aufgeht. Die zusätzlichen Soldaten sollen sich laut »New York Times« indes vor allem auf die Sicherung von Gebieten konzentrieren, in denen die Taliban ihre Hochburgen haben – wie Kandahar im Süden und Khost im Osten des Landes. Sie sollen dabei eng mit afghanischen Truppen zusammenarbeiten.

Die Zahl der zusätzlichen US-Soldaten und die von Obama erbetenen 5000 Mann der Alliierten entsprechen in etwa den 40 000 Soldaten, die der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Stanley McChrystal, von Washington ursprünglich gefordert hatte. Mit den neuen Truppen stünden mehr als 100 000 US-amerikanische Soldaten am Hindukusch. Obama wollte laut »Washington Post« in seiner Rede vor Kadetten auch ein Projekt darlegen, das einem Abzugsplan sehr nahe komme. Im Zentrum stünden dabei Schritte, die Regierung in Kabul zu stärken, damit die afghanischen Sicherheitskräfte nach und nach die Kontrolle über ihr Land übernehmen können. Es sei zu erwarten, dass der Präsident auch spezifische Zielmarken nenne, die er politisch wie auch militärisch erreicht sehen wolle, so das Blatt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verwies auf die Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London. Erst danach werde Deutschland entscheiden, »ob und gegebenenfalls was wir an zusätzlichen Anstrengungen machen«. Mit Blick auf Obamas Rede sagte die Kanzlerin: »Wir hören jetzt die Wünsche der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir werden uns in diesen Tagen aber nicht entscheiden, sondern erst nach der Afghanistan-Konferenz.« Derzeit sind am Hindukusch 4500 Bundeswehr-Soldaten. Hinzu kommen über 100 Polizeiausbilder. Kommentar Seite 8

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