Immer mehr Orte mit Stolpersteinen
Gedenkplatten werden auch im Ausland verlegt
Trier (dpa/ND). In immer mehr Orten in Rheinland-Pfalz werden »Stolpersteine« verlegt, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Die Gedenktafeln aus Messing, die mit Namen und Lebensdaten der Opfer vor deren letztem Wohnhaus im Gehsteig eingelassen werden, ermöglichten eine unmittelbare Beschäftigung mit dem NS-Terror, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz, Dieter Bur-gard. Die Steine zeigten, dass Menschen in direkter Nähe betroffen waren. »Und sie geben immer wieder den Anstoß, darüber nachzudenken, weil man ihnen im Alltag begegnet«, ergänzte er.
Das Beispiel Trier
Gerade für junge Menschen sei es sinnvoll, sich ganz konkret mit einer Person auseinanderzusetzen. »Das berührt einen viel mehr, als wenn man im Unterricht Fakten und Zahlen lernt.« Der SPD-Landtagsabgeordnete (aus Wittlich (Kreis Bernkastel-Wittlich) hält es für sinnvoll, »wenn sich in jeder Gemeinde in Rheinland-Pfalz junge Menschen mit dem Thema beschäftigen«. Dieser Tage hatte die LAG rheinland-pfälzische »Stolperstein-Initiativen« zum Austausch nach Trier eingeladen. Die Idee, Stolpersteine zu verlegen, stammt von dem Kölner Künstler Gunter Demnig.
Viele Stolpersteine seien bereits im Raum Trier (fast 100) sowie im pfälzischen und rheinhessischen Raum eingelassen, sagt Burgard. Derzeit in der Vorbereitung seien etwa Initiativen in Gerolstein, Wittlich und Thalfang. Mit den Steinen werde nicht nur der Opfer jüdischen Glaubens, sondern etwa auch der Euthanasieopfer gedacht. Stolpersteine liegen laut Demnig bereits in mehr als 480 Orten Deutschlands, ebenso in Österreich, Ungarn und den Niederlanden. »Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist«, so das Motto des Künstlers.
Ein Jahr Vorbereitung
Bevor ein Stein verlegt wird, beschäftigen sich Bürger, Schulgruppen oder Klassen mit der Biografie der jeweiligen Person, sagte Bur-gard. Eine Vorbereitungszeit von einem Jahr sei daher üblich. An manchen Orten, wie etwa in Trier, gebe es inzwischen bereits Rundgänge auf den Spuren der Stolpersteine sowie ein Buch über die Opfer. »Wir brauchen kein Mahnmal, wo man einmal im Jahr Kränze niederlegt«, sagte der Abgeordnete im Mainzer Landtag. Die »unmittelbare Nähe« eines persönlichen Schicksals sei da gerade für junge Menschen viel bewegender.
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