Alte Menschen kosten weniger

Mecklenburg-Vorpommerns Rechnungshof sieht Sparmöglichkeiten durch demografische Entwicklung

  • Lesedauer: 2 Min.
Alte Menschen brauchen weder Kita noch Schule – und sind damit viel »billiger« als etwa Kinder. Daher sieht der Landesrechnungshof im Nordosten in der Alterung der Bevölkerung auch eine Chance – nämlich Geld zu sparen.

Schwerin (dpa/ND). Die älter werdende Bevölkerung eröffnet den Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern große Einsparmöglichkeiten. Der Landesrechnungshof hat ausgerechnet, dass in den Landkreisen im Jahr 2030 fast 30 Prozent weniger ausgegeben werden muss als 2007, obwohl die Zahl der Einwohner nur um knapp 20 Prozent sinken dürfte.

In den kreisfreien Städten geht die Bevölkerungszahl Prognosen zufolge um 2,2 Prozent zurück, gespart werden könnten dort nach Meinung der Rechnungsprüfer immerhin noch 3,4 Prozent.

Hintergrund ist, dass alte Menschen weder Kita noch Schule brauchen, wofür die Kommunen vergleichsweise viel Geld ausgeben, erklärt der Rechnungshof in seinem Kommunalfinanzbericht 2009, der jüngst in Schwerin vorgelegt wurde. Insgesamt geht es um Einsparmöglichkeiten in Höhe von 617 Millionen Euro durch die demografische Entwicklung. Allerdings müssten die Kommunen die richtigen Entscheidungen treffen. So sei fraglich, ob in einer ländlichen Kommune ein neuer Bolzplatz sein muss, meint Landesrechnungshof-Präsident Tilmann Schweisfurth. Auch sollte keine Schule saniert werden, die mangels Kindern in einigen Jahren geschlossen werden muss.

Kinder unter fünf Jahren kosten die Kommunen demnach am meisten: Dem Landesrechnungshof zufolge gaben die kreisfreien Städte in Mecklenburg-Vorpommern 2007 für jedes Kind dieser Altersgruppe im Schnitt 4889 Euro aus. In den Landkreisen ist es nur geringfügig weniger. Der Bevölkerungsprognose zufolge wird die Zahl der unter Fünfjährigen von 2006 bis 2030 landesweit um 33 Prozent sinken. Zugleich steigt die Zahl der 60- bis 80-Jährigen um 35 Prozent, der über 80-Jährigen sogar um 125 Prozent.

Der Landesrechnungshof räumte allerdings ein, dass er in seinen Berechnungen die möglichen Folgen von Altersarmut nicht berücksichtigt hat. Können alte Menschen nämlich ihren Lebensunterhalt nicht decken, muss bei der Grundsicherung auch die Kommune helfend einspringen. Aufgrund niedriger Löhne und vielfach löchriger Erwerbsbiografien wird gerade im Osten Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte mit einer Explosion der Altersarmut gerechnet.

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