Preiswert von Berlin nach Leipzig

Bahnkonkurrenten beobachten das Geschäft mit Fernzügen und Fernbussen

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn am nächsten Sonntag der neue Eisenbahnfahrplan beginnt, dann nicht nur bei der Deutschen Bahn (DB), sondern auch bei den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Veolia Verkehr, die einzige Bahn, die neben der DB AG Fernzüge fährt, belässt den InterConnex bei täglich zwei Fahrten zwischen dem Berliner und dem Leipziger Hauptbahnhof sowie zwischen Berlin und Warnemünde, denn er ist nach sieben Jahren endlich wirtschaftlich geworden. Der Fahrpreis liegt unter dem der Bahn-Card 50 bei der Deutschen Bahn, und er lockt mit dem Supersparpreis von 14 Euro besonders Senioren und Studenten.

Dass Veolia sich in ein neues Abenteuer mit Fernzügen stürzt, ist noch nicht konkret. Prokurist Andreas Winter möchte nicht viel sagen: »Sicher, für Fernzüge gibt es einen Markt außerhalb der Deutschen Bahn. Wir prüfen behutsam, ob wir das Angebot ausbauen und wo wir fahren sollten. Wir sehen die Schwierigkeiten in der Fahrzeugbeschaffung und beim Tarifmonopol der Deutschen Bahn.« Noch scheine es unentschieden zu sein, ob dem Triebwagen oder dem lokomotivbespannten Wagenzug die Zukunft gehört. Darüber hinaus möchte der Reisende, dass seine Fernfahrkarte in allen Zügen gilt.

Ein anderer Wettbewerber scheint das Risiko, in den Fernverkehr einzusteigen, abgewogen zu haben: Keolis, die Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahnen SNCF. Gerüchten nach wird sie, wenn auch erst vom Dezember 2010 an, täglich ein Schnellzugpaar zwischen Köln und München sowie München und Salzburg fahren lassen. Auch die Strecke von Berlin nach Hamburg ist für Keolis ein Projekt. Hinter den Vorhaben steckt der umtriebige Keolis-Chef Hans Leister, der bei der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr Berlin-Brandenburg zuständig war und bei Veolia, ehemals Connex, die Fernzüge einführte.

Andreas Winter zufolge ist noch unklar, was besser ist: Auf den lukrativen Strecken der Deutschen Bahn mitzufahren oder sich die Nischen zu suchen, etwa die im Jahr 2000 eingestellten Interregioverbindungen. Genauso respektvoll suchen die »privaten« Bahnanbieter im Verkehrsmarkt, wo sich Fernbuslinien lohnen könnten. Für Entfernungen zwischen 100 und 400 Kilometern könnte das der Fall sein. Nach den Ankündigungen der schwarzgelben Koalition, den Fernbusverkehr zuzulassen, warten sie auf eine Präzisierung dieser Aussage und auf den Termin der Freigabe.

Veolia Verkehr sieht sich erfolgreich, weil der Anteil der Nahverkehrsleistung im nächsten Jahr um ein Prozent auf sechs Prozent steigen wird. Denn das Unternehmen gewann die Ausschreibung für den S-Bahn-Vorlauf-Verkehr in Leipzig. Er soll die Zeit bis zur Fertigstellung des City-Tunnels – aller Voraussicht nach im Jahr 2012 – überbrücken. Auch die Ausschreibung für den Nahverkehr Augsburg – Ingolstadt – Eichstätt, Düsseldorf – Kleve und Duisburg – Xanten konnte es für sich sichern.

Reisende und Eisenbahner wären indes noch zufriedener, wenn die Probleme des Vertriebs – darunter der Fahrkartenverkauf – und die Differenzen zwischen den Gewerkschaften Transnet, die für den Flächentarifvertrag zuständig ist, und GDL, die für Spartentarifverträge zeichnet, gelöst wären.

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