Gebt uns unsere Wälder zurück!

Indigene Delegierte versammeln sich zu ihrem eigenen Gipfel in Kopenhagen

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 3 Min.
Haydee Banansinto (li.) und Pamela Anne Hakonnak Grog Fotos: Knudsen
Haydee Banansinto (li.) und Pamela Anne Hakonnak Grog Fotos: Knudsen

»Die von uns verursachten CO2-Emission sind fast Null«, sagt Haydee Banansinto. »Aber die Folgen des Klimawandels bekommen wir trotzdem zu spüren!« Banansinto gehört dem Igorot-Bergvolk auf den Philippinen an. Das Land, das sie seit Urzeiten besiedeln, wurde in den letzten Jahrzehnten insbesondere von Bergbaugesellschaften förmlich überrannt – mit Folgen wie in vielen Teilen der Dritten Welt: Das rigorose Abholzen der Bergregenwälder verschärft das Problem, dass sich Dürren sowie Überschwemmungen und Erdrutsche immer häufiger abwechseln. »Früher konnten wir uns selbst versorgen. Jetzt müssen wir in die nächste Stadt laufen, um einzukaufen«, berichtet Haydee. Denn Busse fahren dort nicht, Mopeds oder gar Autos können sich die Igorot nicht leisten. Auch Strom und Wasseranschlüsse gibt es in ihrem Heimatdorf nicht.

Auch Pamela Anne Hakonnak Grog kann von den bereits spürbaren Folgen des Klimawandels berichten. Sie stammt von der arktischen Victoria-Insel im Nunavut-Territorium der Inuit. »Das Klima hat sich geändert. Unsere Jäger können es nicht mehr abschätzen. Unbekannte Pflanzen und Insekten tauchen auf und das Eis ist fast ungeeignet für die Jagd.«

Hunderte Delegierte sind zum Klimagipfel der indigenen Völker nach Kopenhagen gereist. Sie legen Zeugnis ab, wie die Klimaveränderungen ihr Leben beeinflussen, und beraten Strategien, wie sie dagegen ankämpfen können. Eines der wirksamen Mittel ist das UN-Programm REDD, das darauf abzielt, die Abholzung und Verarmung der Wälder in Entwicklungsländern zu verringern. Eine Studie der Umweltstiftung WWF spricht von bis zu acht Billionen Tonnen CO2, die bis 2050 allein in den bereits existierenden Naturschutzgebieten des Amazonasbeckens gebunden werden. Die Idee zu REDD entstand im Umfeld des Kyoto-Abkommens und Norwegen hat hierbei die Führungsrolle übernommen und die größten finanziellen Beiträge geleistet. Das Programm zielt darauf ab, die »Besitzer« des tropischen Regenwaldes finanziell dafür zu entschädigen, dass sie die Urwälder erhalten. Die Definition des Besitzanspruchs verursacht indes vor Ort in Afrika, Asien und Lateinamerika Probleme, denn es ist nicht immer klar, ob es der Staat, Privatunternehmen oder die lokale Bevölkerung sind. Da es um viele Millionen Dollar geht, sind Konflikte und Korruption programmiert.

Wälder, insbesondere der tropische Regenwald durch seine Artenvielfalt, tragen dazu bei, das Klimagas CO2 zu binden. Umweltschützer schätzen, dass bis zu 20 Prozent der globalen Emissionen auf das Konto der Abholzung gehen. »Wir begrüßen das REDD-Programm als einen Beitrag zum Klimaschutz. Aber Klimaschutz darf nicht die Rechte der ursprünglichen Völker verletzen«, sagt Joan Carling vom Netzwerk ursprünglicher Völker in Asien, die in Kopenhagen zur Vorsitzenden der Indigenen Versammlung gewählt wurde. »Wir wollen aktiv in den gesamten Prozess einbezogen werden.«

Die Vertreter der Indigenen arbeiten derzeit intensiv an einer Deklaration, in der der offizielle UN-Klimagipfel aufgefordert wird, REDD voranzutreiben und auch die Rechte der Indigenen, insbesondere ihre Landrechte, zu respektieren. Die Indigenen selbst wollen gern ihr Wissen zur Erhaltung der Wälder und zu einer tragfähigen Nutzung einbringen. »Unsere traditionellen landwirtschaftlichen Methoden haben seit jeher zu unserer stabilen Lebensmittelsicherheit beigetragen. Andere Länder können davon sicherlich lernen«, so Joan Carling.

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