Emissionsfreies Fahrvergnügen?

Renault präsentiert seine Elektroautos beim Weltklimagipfel

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Anlässlich der Weltklimakonferenz präsentieren derzeit zahllose Unternehmen in Kopenhagen ihre angeblich klimafreundlichen Produkte und Projekte. Kritiker sprechen von einem groß angelegten »Greenwashing« der Wirtschaft. Beispiel Elektroautos.

Wenn man üblicherweise im Kleinstwagen oder, wie in Kopenhagen eher die Regel, emissionsfrei auf dem Fahrrad unterwegs ist, wird eine Probefahrt mit dem Renault Fluence zu einem Erlebnis. Imponierend, wie lautlos und sanft dieses Elektroauto durch den Verkehr gleitet und mühelos beschleunigt werden kann.

Zurück bei Renaults Pressebox werden alle Zahlen und Zukunftspläne präsentiert, mit denen die Allianz Renault/Nissan auch nach dem Ölzeitalter den Autofahrer zu halten gedenkt. Ab 2011 sollen vier verschiedene Elektro-Modelle verkaufsklar sein, vom Kleinwagen über das Mittelklassegefährt bis hin zum Familienauto und dem repräsentativen Geschäftswagen. Die Batterieleistung ist dem durchschnittlichen Fahrbedarf angepasst, der bei unter 60 Kilometer pro Tag liegt – die Reichweite für eine Ladung liegt zwischen 100 und 160 Kilometern. Kombiniert mit einem intelligenten Navigationssystem, das laufend die verbleibende Reichweite berechnet und die nächsten Aufladestationen anzeigt, sollte man auf der sicheren Seite sein, unterwegs nicht liegen zu bleiben. Für Dänemark erhofft sich Renault die massenhafte Einführung ab 2011, wenn ein Netz von Auflade- und Batteriewechselstationen in Zusammenarbeit mit dem Energiekonzern Dong und dem Unternehmen Better Place geschaffen sein wird.

Ein massenhafter Zustrom von Elektroautos wird zweifellos die unmittelbaren CO2-Emissionen auf den Straßen reduzieren und für eine bessere innerstädtische Luft sorgen. Aber wie emissionsfrei ist diese Transportform wirklich? Elektromobilität verlagert den CO2-Ausstoß nur auf eine frühere Phase. Solange der Großteil der Stromherstellung auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe beruht, werden die Emissionen kaum reduziert. Für Länder mit hohem Anteil an Kernkraft bei der Energieerzeugung bleiben die ungelösten Fragen der Endlagerung, deren Kosten natürlich nicht im Autoaufladepreis inbegriffen sind.

In Dänemark wird die Energieproduktion zu knapp 20 Prozent durch erneuerbare Quellen gesichert. Ein Aufladen der Batterie über Nacht könnte für eine bessere Ausnutzung überschüssigen Stroms aus Windanlagen sorgen. Dies war, abgesehen von der überschaubaren Größe des Landes, auch der Grund, warum Renault/Nissan Dänemark als europäisches Einführungsland gewählt hat.

Besonders bedenklich wird das Elektroautokonzept, wenn China als einer der kommenden Märkte dafür genannt wird. Die wachsende Mittelschicht der Volksrepublik hat einen wachsenden Konsumhunger, dem Land mangelt es aber an eigenen Ölquellen und die Umweltprobleme sind bereits heute immens. Da die Energieproduktion vor allem auf der Kohlenverbrennung beruht, werden mögliche chinesische Zusagen auf dem Klimagipfel zur Emissionsbegrenzung kaum zu erfüllen sein. Ohne grundlegende Umkehr in der Energieproduktion gibt es kein emissionsfreies Fahren – nicht in China und auch nicht anderswo.

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