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Vorsicht in der Arztpraxis

Ansteckungsgefahr beim Mediziner kann minimiert werden

  • Lesedauer: 3 Min.
In Arztpraxen tummeln sich Krankheitserreger aller Art. Wie groß ist das Risiko, sich dort anzustecken? Mit dem Mikrobiologen und Hygieneexperten Privatdozent Dr. Andreas Schwarzkopf aus Bad Bocklet sprach Angela Stoll darüber, wo die Gefahren lauern und wie sich Patienten schützen können

ND: Wie groß ist die Gefahr, sich in der Arztpraxis anzustecken?
Schwarzkopf: Es gibt ein Risiko. Vor allem beim Allgemeinarzt versammeln sich schließlich Menschen mit Infekten, die im Wartezimmer andere Patienten anstecken könnten. Man sollte aber nicht in Panik ausbrechen. Zweitinfektionen sind sehr selten. Hat man schon eine Viruserkrankung, ist die Gefahr, sich zusätzlich einen Infekt einzufangen, sehr gering, da die körpereigene Abwehr bereits auf Hochtouren arbeitet. Ansonsten ist das Risiko, sich beim Arzt zu infizieren, nicht größer als in einer vollen Straßenbahn. Niest ein erkälteter Fahrgast auf einen Haltegriff, ein anderer fasst da hin und langt sich später ins Auge, kann es gut sein, dass dieser sich ansteckt.

Reicht es aus, wenn Patienten mit Verdacht auf Schweinegrippe einen Mundschutz tragen?
Ein Mundschutz bringt schon eine Menge. Er bremst die Tröpfchen in der Atemluft, so dass die Erreger beim Husten und Schnupfen nicht gestreut werden. Ist der Verdacht auf Schweinegrippe sehr stark, wäre es allerdings besser, die Patienten zu isolieren.

Sollte man besser keine Zeitschriften lesen?
Von Zeitungen und Zeitschriften geht keine große Gefahr aus. Papier trocknet Erreger schnell aus. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich nach dem Lesen die Hände waschen.

Ist es ratsam, Kinder vom Spielzeug fern zu halten?
Sinnvoller fände ich es, nachher gründlich die Hände zu waschen. Man kann auch versuchen zu verhindern, dass die Kinder Sachen in den Mund nehmen.

Können Krankheitserreger auf Türklinken überleben?
Leider schon. Klinken sind in der Tat ein unvermeidbares Risiko. Studien zeigten, dass frische Viren, die an Klinken klebten, erschreckend schnell von Mensch zu Mensch weitergereicht wurden. Daher sollte man sich gut die Hände waschen, wenn man Klinken angefasst hat. Übrigens weisen bestimmte Metalllegierungen, wie etwa Messing, Keime ab.

Bringt es etwas, im Wartezimmer öfters zu lüften?
Ja, die Luft ist dann nicht so trocken. Je stärker die Luftfeuchtigkeit im Raum der natürlichen Luftfeuchtigkeit entspricht, desto besser ist das für die Schleimhäute. Auf ausgetrockneten Schleimhäuten haben Erreger leichtes Spiel.

Sollte der Arzt den Patienten nicht die Hand geben?
Doch. Wenn der Arzt sich zwischen zwei Patienten die Hände desinfiziert – und das sollte man erwarten – ist das kein Problem.

Wie kann ich mich beim Arzt vor Ansteckung schützen?
Ich würde zu Zeiten einer Grippewelle nicht gerade einen Termin für eine Vorsorgeuntersuchung ausmachen. Wenn sich der Arztbesuch aber nicht vermeiden lässt und mit einer Wartezeit zu rechnen ist, würde ich am Empfang nachfragen, ob noch Zeit für einen Spaziergang ist. Je weniger Zeit man im Wartezimmer verbringt, desto kleiner ist die Ansteckungsgefahr. Außerdem ist es ratsam, zu Patienten Abstand zu halten, die offensichtlich Husten und Schnupfen haben. Ansonsten ist das gute alte Händewaschen das A und O.

Wie kann ich als Patient denn erkennen, ob mein Arzt auf Hygiene achtet?
Indem man beobachtet, ob sich der Arzt vor einer Injektion desinfiziert. Wäscht er sich auch mal in meiner Gegenwart die Hände, wenn er zum Beispiel eine keimbelastete Stelle berührt hat? Oder ist der Spender mit dem Händedesinfektionsmittel bei jedem Besuch gleich voll? Liegen Handschuhe bereit? Wirkt die Manschette des Blutdruckmessgerätes sauber?

Was kann ich tun, wenn ich einen schlechten Eindruck habe?
Sie können darauf hinweisen. Ändert sich nichts, bleibt Ihnen nichts anderes, als den Arzt zu wechseln.

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