Julklapp mit Dr. Angela Merkel

  • Ernst Röhl
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Ernst Röhl
Ernst Röhl

Leise rieselt der Schnee, und der Engel Chor stimmt uns ein auf so viel Heimlichkeit in der Weihnachtszeit. Dabei tun sich die Kanzlerin und der Selbstverteidigungsminister besonders hervor. Da es die Zeit des Schenkens ist, wünscht sich Problembaron zu Guttenberg, dass wir seiner Kundus-Mär nun endlich Glauben schenken. Die Kanzlerin empfing ihr Geschenk schon vor Wochen – eine Monumentaltanne fürs Bundeskanzleramt. Sie stammt aus Cunewalde bei Bautzen und kostet den Steuerzahler keinen Cent. Der Baum ist eine milde Gabe des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands; denn Lobbyarbeit muss sich wieder lohnen.

Für Herrn O. Normalverbraucher dagegen haben die Christbäume sich um zehn Prozent verteuert. Ein Vorzeichen fürs neue Jahr? Vielleicht. Die Kaufkraft-Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sagt voraus, das verfügbare Einkommen werde 2010 um 42 Euro pro Nase sinken, insgesamt um 8,5 Milliarden. Dies entspricht dem Gegenwert der Steuergeschenke, die die schwarz-gelbe Kanzlerin ihren Leistungsträgern auf silbernem Tablett überwiesen hat, denen also, die sowieso nicht mehr wissen, wo sie ihre ganze Kohle vergraben sollen, und Gefahr laufen, unter der süßen Last der Maximalprofite zusammenzubrechen.

Dabei hat Frau Merkel, außer Schulden, überhaupt kein Geld, trägt aber stolz den Spendierhosenanzug und schreckt vor keinem Kuhhandel zurück. Ausgerechnet Peter Harry Carstensen machte sie unsittliche Anträge, um das Staatsschuldenwachstumsbeschleunigungsgesetz durch den Bundesrat peitschen zu können, und zwar mit dem Jauchzer »Nach uns die Sintflut!« Experten von Bundesbank, Bundesrechnungshof und Sachverständigenrat schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Wer wüsste besser als sie, dass der Merkelsche Steuersenkungsdeal ein Crashkurs ist und das Volksverdummungsbeschleunigungsgesetz eine vom Parlament feige abgenickte demokratische Irreführung der Wähler.

Geballter Sachverstand ficht diese Kanzlerin nicht an. Lustvoll bohrt sie in den Staatshaushalt ein Riesenloch, das sich zum Abgrund erweitern wird. Für den Jahreswirtschaftsbericht 2010, der eine Neuverschuldung von 100 Milliarden (!) Euro enthält, wählte sie die satirische Überschrift »Mit neuer Kraft die Zukunft gestalten«. Und damit der Humor nicht zu kurz kommt, schenkte sie speziell der deutschen Hotellerie einen auf sieben Prozent abgesenkten Mehrwertsteuersatz. Hier wird sie wohl nachbessern müssen; denn die deutsche Bordellerie und der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen (BSD) rufen nach Gleichbehandlung …

Sie, liebe Schlaumeierinnen und Schlaumeier, haben gewiss schon geschnallt, dass an diesen menschenverachtenden Infos einiges nicht stimmen kann. Für Schnapsideen dieses Kalibers ist A. Merkel sich normalerweise doch viel zu schade. Denn: Ihr Vorbild ist die sparsame schwäbische Hausfrau, die nicht müde wird, immer wieder energisch darauf hinzuweisen, dass auf Dauer keiner über seine Verhältnisse leben kann.

Ihre Skepsis, liebe Skeptiker, ist aber berechtigt! Die beschriebene Katastrophe ist gleichsam eine Mogelpackung. Die Kanzlerin meint das alles nicht so; sie ist eine Frau von goldenem Humor und möchte in der Julklappzeit bloß mal ihr deutsches Volk mit einem uckermärkischen Julklapp erfreuen. Manchmal sitzt eben auch ihr der Schalk im Nacken, genau wie anderen Staatenlenkern, etwa dem von ihr so verehrten US-Präsidenten Ronald Reagan, der am 11. August 1984 bei einer Mikrofonprobe für den Sender CNN die Bombardierung der Sowjetunion ankündigte: »Liebe Amerikaner, es ist mir ein Vergnügen, Ihnen mitzuteilen, dass ich ein Gesetz unterzeichnet habe, das Russland für vogelfrei erklärt. In fünf Minuten beginnen wir mit der Bombardierung.« Das Bombardement ist bis heute ausgeblieben, darum lasst uns in aller Ruhe nun auch die Folgen des Wachstuchbereinigungsgesetzes abwarten. Fröhliche Weihnachten!

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