Kleine Kredite mit großen Wirkungen
SODI-Projekt in Vietnam hilft Existenzgründerinnen mit einer Starthilfe von 200 bis 600 Euro
Die 50-jährige Nguyen Thi Bich hat hart gearbeitet in ihrem Leben. Sie war in einer Teppichweberei beschäftigt und wurde arbeitslos. Dann wurde sie Hilfskraft in einem Restaurant, aber davon allein kann sie nicht leben. Deshalb betreibt sie mit einem kleinen Kohleofen und einigen Küchenutensilien eine mobile Suppenküche am Straßenrand. Im Ausbildungszentrum der Frauenunion verbesserte sie ihre Kochkünste und erweiterte ihre gastronomischen Kenntnisse. Auch einen Orientierungskurs und ein Training für Kreditmanagement hat sie absolviert. Dieser Tage hat Nguyen Thi Bich einen 200-Euro-Kredit beantragt. Sie will sich ein paar Plastiktische und Stühle kaufen und ihre Kochausrüstung komplettieren. Große Töpfe braucht sie und ordentliche Pfannen, neues Geschirr auch. Aus der mobilen Suppenküche soll ein kleines überdachtes Restaurant werden, in dem sich die Gäste wohl fühlen.
Die Existenzgründerinnen in Vietnam wollen aus Kleinkrediten von 200 bis 600 Euro den größtmöglichen Nutzen ziehen. Sie haben sich gründlich darauf vorbereitet. Die Vietnamesische Frauenunion in Nghe An und der Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI) haben bereits in der Vergangenheit Kleinkreditprogramme aufgelegt. Sie halfen Bauern in Bergdörfern der Provinz, Rinderhaltung als Alternative zu Brandrodung und Trockenreisanbau zu entwickeln. Mit der Unterstützung von 120 Existenzgründerinnen im Rahmen des vom Bundesentwicklungsministerium geförderten Projekts zur beruflichen Ausbildung und Beratung von Frauen betraten die Frauenunion und SODI jedoch Neuland.
Um Erfahrungen zu sammeln, sagt die Vorsitzende der Frauenunion, Le Thi Tam, konzentriert man sich zunächst auf einen Stadtbezirk in der Provinzhauptstadt Vinh und auf Gemeinden des gut erreichbaren Kreises Tan Ky. Entsprechende Vereinbarungen über die Bildung von Kleinkreditgruppen wurden mit den verantwortlichen Projektkomitees der Frauenunion bereits im Sommer abgeschlossen. Auch für ein durchgängiges Begutachten des Programms von der Auszahlung der Kredite bis zur Rückzahlung nach zwei Jahren in einen revolvierenden Fonds ist gesorgt. Das ist sehr wichtig, schließlich sollen mit Hilfe der samt Zinsen zurückgezahlten Kredite weitere Frauen eine Chance erhalten, sich wirtschaftlich unabhängig zu machen.
Zu den Voraussetzungen für einen Kredit gehören eine berufliche Qualifizierung, die Teilnahme an Kursen über Arbeitsrecht, Kreditmanagement und Know-how für die Gründung von Kleinstunternehmen. Zukünftige Existenzgründerinnen diskutieren ihre Geschäftsideen in den Kleinkreditgruppen. Ihre Kreditanträge werden nach der Befürwortung durch diese Gruppen von der Frauenunion bewilligt. »So fördern wir die aktive Mitwirkung der Frauen und einen demokratischen und transparenten Auswahlprozess«, erklärt Le Thi Tam. »Für Frauen, die noch nicht sehr lange im Beruf stehen, ist ein Kredit von 200 Euro leichter zu überblicken als einer von 600 Euro. Für Frauen, die bereits über längere berufliche Erfahrungen verfügen, sind 600 Euro kein unüberschaubares Risiko. Unser Ziel sind Existenzgründungen auf solider Basis, die zur Überwindung der Frauenarmut beitragen.«
Bitte spenden Sie auf das gemeinsame Konto:
SODI e.V. Konto 10 20 101, Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00, Kennwort: »Frauen bewegen«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
