- Kommentare
- Kolumne
Vorsätze
Von den Ankündigungen für das neue Jahr kann man sich zumindest auf eine verlassen, das ist die von der Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen im Flugverkehr wegen eines Anschlags, der nicht einmal stattgefunden hat. Hier sieht man wieder einmal die Auffassung bestätigt, dass nicht der Terror, sondern die Terrorabwehr den größten Schaden anrichtet; von der Explosion wären gerade ein paar hundert Passagiere betroffen, von den Kontrollen hingegen Millionen. In Relation zur Zahl der Gefährder erweisen sich die Vorkehrungen vollends als unverhältnismäßig, obwohl der Terrorist nur einer ist, werden alle als verdächtig behandelt.
Es würde ins Bild passen, wenn sich Touristen dadurch, dass sie unter Generalverdacht gestellt und an den Flughäfen schikaniert werden, radikalisierten und zu Terrornetzwerken zusammenschlössen. Man sollte allen Reisenden Informationsbroschüren über Ausstiegsmöglichkeiten aushändigen.
Im jüngsten Fall wurde der Attentäter von Passagieren überwältigt. Es kann sich also rächen, wenn die anderen Passagiere keine waffenfähigen Gegenstände in ihrem Handgepäck mitführen dürfen. Ratsam wäre es, jeden Fluggast mit einem Feuerlöscher auszustatten, um gegebenenfalls seinen Sitznachbarn an der Zündung einer Sprengladung zu hindern.
Es gibt aber nicht nur schlechte Aussichten. Das begonnene Jahr ist von gesetzlicher Wachstumsbeschleunigung geprägt. Das bedeutet, wenn man Steuern sparen will, zieht man am besten ins Hotel. Die Hotelbranche hat voraussichtlich einen Wunsch erfüllt bekommen, was wohl daran liegt, dass Politiker häufig in Hotels absteigen. Die Lobbyisten müssen sich mithin gar nicht aus dem Haus begeben. Die Ersparnis wird entweder in das Wachstum investiert oder an die Hotelgäste weitergegeben. Auf dem Bett liegt bald anstelle eines kleinen Schokoladentäfelchens eine ganze Hundertgramm-Tafel. Das Handtuch darf der Gast endlich offiziell einstecken, und ab zwei Übernachtungen auch den Bademantel.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.