Ungleiche Exgenossen im Duell
Kroatien ermittelt in einer Stichwahl seinen künftigen Präsidenten
In der Stichwahl ums Präsidentenamt stehen sich am Sonntag zwei Bewerber gegenüber, die ursprünglich aus dem gleichen Lager kommen. Nicht nur dass Ivo Josipovic (52) und Milan Bandic (54) einst dem Bund der Kommunisten angehörten. Noch im Sommer 2009 waren beide auch Mitglieder der nachfolgenden Sozialdemokratischen Partei Kroatiens (SDP). Doch als die Sozialdemokraten den Zagreber Bürgermeister Bandic nicht als ihren Präsidentschaftskandidaten nominierten, trat der als Unabhängiger an – und wurde kurzerhand der Partei verwiesen.
Zum Ärger der SDP-Führung belegte Bandic im ersten Wahlgang am 27. Dezember mit fast 15 Prozent der Stimmen auch noch Platz 2 unter zwölf Bewerbern. Also muss sich der offizielle SDP-Kandidat Josipovic, der auf 34 Prozent kam, am Sonntag mit seinem früheren Parteifreund duellieren.
Schon in der ersten Runde ausgeschieden ist Andrija Hebrang, der Kandidat der regierenden konservativen Kroatischen Demokratischen Union (HDZ). Was in der HDZ ein Beben auslöste. Partei- und Regierungschefin Jadranka Kosor wurde »Führungsschwäche« vorgeworfen – ausgerechnet von ihrem Vorgänger Ivo Sanader, der am 1. Juli von allen Ämtern zurückgetreten war und Kosor als Nachfolgerin vorgeschlagen hatte. Jetzt drohte Sanader, in die Politik zurückzukehren. Die Ministerpräsidentin aber parierte den Angriff ihres zum Kritiker gewordenen politischen Ziehvaters resolut: Sie rief umgehend das HDZ-Präsidium zusammen und ließ Sanader wegen Parteischädigung ausschließen.
Was nichts daran ändert, dass sie es mit einem Staatsoberhaupt aus der Opposition zu tun haben wird. Kosor gab den HDZ-Anhängern denn auch keine Empfehlung für die Stichwahl. Wiewohl sie manches mehr mit Ivo Josipovic als mit dessen Gegenspieler verbinden müsste. Josipovic gilt zwar, von seinem roten Schal abgesehen, als farblos, doch der Jura-Professor aus Zagreb, der auch als Komponist bekannt wurde, hat sich ebenso wie Kosor glaubhaft dem Kampf gegen die wuchernde Korruption verschrieben. Hauptstadt-Bürgermeister Bandic dagegen, der eigentlich aus der Herzegowina stammt, hat schon manchen Skandal in seiner Biografie. Jetzt wirbt er um die Stimmen jener konservativen Nationalisten, darunter Günstlinge des ersten Präsidenten Franjo Tudjman, die Frau Kosor in ihrer HDZ zurückzudrängen sucht. Tudjmans Sohn Miroslav übrigens erhielt als Parteiloser in der ersten Runde der Präsidentenwahl 4 Prozent der Stimmen.
Wer kann am Sonntag mehr Wähler mobilisieren? Im Dezember belief sich die Wahlbeteiligung auf ganze 44 Prozent. Bei einer Arbeitslosenrate von offiziell 16 Prozent scheinen viele Kroaten andere Sorgen zu haben als die, wer im Februar den 75-jährigen Stjepan Mesic ablöst. Zumal die Macht des Präsidenten nach Tudjmans Tod 1999 erheblich gestutzt wurde.
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