Frankfurt blickt nach oben
Werder Bremen verliert bei der Eintracht
Von Verunsicherung keine Spur. Die turbulente Winterpause scheint die Spieler von Eintracht Frankfurt nicht nachhaltig beeindruckt zu haben. Vor 45 600 begeisterten Fans gelang den Hessen mit dem 1:0 gegen Werder Bremen ein perfekter Start in die Bundesliga-Rückrunde. Und mit dem Tor durch Marco Russ in der 57. Minute hat das Team dann auch seine ganz eigene Antwort auf den Streit in der Führungsetage gegeben.
Die Auseinandersetzung zwischen Trainer Michael Skibbe und Vorstandschef Heribert Bruchhagen um die sportliche Entwicklung war erneut eskaliert. Weil Bruchhagen dem Coach trotz einiger Langzeitverletzter im Offensivbereich kein Geld für einen neuen Stürmer gewährt hatte, drohte Skibbe ob mangelnder Perspektive indirekt mit einem vorzeitigen Abschied. »Die Aussichten sind nicht rosig«, beklagte der 44-Jährige die fehlende Entwicklungsfähigkeit.
»Die Sache belastet uns überhaupt nicht«, betont Patrick Ochs. Auf Nachfrage bestätigen viele Frankfurter Spieler die Meinung des Verteidigers. Aus manchem Nebensatz klingt dennoch etwas Trotz. Denn Kritik und mangelndes Vertrauen des Trainers treffen den Kader, der die beste Bundesliga-Hinrunde der Eintracht seit 15 Jahren gespielt hat. »Wir haben auch unsere eigene Vorstellung vom Fußball und was wir erreichen wollen«, lässt Ochs beiläufig fallen. Die Hinrunde führt scheinbar zu einer ungewöhnlichen Gelassenheit im Umgang mit einem doch recht brisanten Thema.
Ebenso unaufgeregt zeigten sich die Frankfurter auf dem Platz. Skibbe war voll des Lobes über den »sehr guten Defensivbereich«, der in dem »überragenden Chris« seinen Ruhepol hatte. Bremens Offensivabteilung mit Mesut Özil, Aaron Hunt und Marko Marin dominierte zwar die Partie, konnte sich aber kaum Torchancen erarbeiten. In der ersten Halbzeit scheiterte Hunt zweimal an Eintracht-Keeper Oka Nikolov, in Durchgang zwei vergaben erneut Hunt, Özil und Claudio Pizarro die besten Möglichkeiten. Trainer Thomas Schaaf vermisste »den letzten Biss und den unbedingten Willen, das Tor machen zu wollen«.
Ganz anders die Frankfurter. Entschlossen in den Zweikämpfen, eroberten sie schon viele Bälle im Mittelfeld und kamen zu einigen gefährlichen Kontern. Nikos Liberopoulos, Patrick Ochs und Benjamin Köhler hätten schon im ersten Durchgang für die Führung sorgen können. Zum Tor führte dann eine Kombination von Defensivspielern. Nachdem Bremens Hunt leichtfertig den Ball im eigenen Strafraum verloren hatte, kam er über Maik Franz, Pirmin Schwegler und Chris zu Marco Russ. »Es hat gereicht«, freute sich der 24-Jährige, weil er den Ball nicht richtig, aber »glücklich getroffen« hatte und er noch über die Linie getrudelt ist. Mittelfeldspieler Selim Teber scheiterte acht Minuten vor Ende frei stehend an Werder-Keeper Tim Wiese.
Die Frankfurter stehen jetzt auf Platz sieben, nur einen Rang und einen Punkt hinter den weitaus höher eingeschätzten Bremern. Vielleicht beruhigt der Blick auf die Tabelle die angespannte Situation und stimmt auch Michael Skibbe zuversichtlicher. Die Mannschaft ist es ohnehin. »Wir stehen zu Recht dort oben und wollen natürlich versuchen, dort auch zu bleiben«, so Siegtorschütze Russ selbstbewusst.
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