Warmer Empfang für »de Oskar«
LINKEN-Vorsitzender Lafontaine meldet sich auf Neujahrsempfang in Saarbrücken zurück
Proppenvoll ist das Casino auf dem IT-Park in Saarbrücken-Burbach am Dienstagabend. »Wir wären nicht hier, wenn wir nicht an Oskar glauben würden«, sagt eine Besucherin. Ein Heimspiel für Oskar Lafontaine, schließlich ist der Saarbrücker Stadtteil ohnehin eine Hochburg der Saar-LINKEN. Und der IT-Park, entstanden auf einem ehemaligen Industriegelände, ist ein Beispiel für den Strukturwandel, der auch die Handschrift des damaligen SPD-Politikers Lafontaine als Saarbrücker Oberbürgermeister und späteren Ministerpräsidenten trägt. Dass Lafontaine es sich nicht nehmen lässt, diesen Hinweis in seine Rede einzubauen, hat Methode. Wohlbekannt aus den saarländischen Wahlkämpfen des vergangenen Jahres.
Deutlich schlanker, aber sichtlich topfit und gut gelaunt genießt er den warmen Empfang der über 500 Gäste, wartet geduldig neben der Bühne die obligatorischen Begrüßungsworte des saarländischen Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze ab. Gewerkschaftsfunktionäre, Repräsentanten aus Kirchen, Sozialverbänden, alte Weggefährten, Lutze erledigt die Formalie schnell, während Kamerateams und eine Heerschar von Fotografen die erste Rede des Parteivorsitzenden nach seiner Erkrankung und Operation minutiös begleiten.
Schon vor Beginn der Veranstaltung war klar: Lafontaine wird sich an diesem Abend mit keinem Wort zu seinem künftigen politischen Engagement äußern. Und nach seiner Rede zur Strategie der Partei war klar, welche Botschaft von Saarbrücken ausgehen sollte. »Kämpferisch, sozial, wie man Oskar Lafontaine gewöhnt ist«, freut sich nicht nur ein Mittvierziger unter den Gästen. Nach der gut fünfzigminütigen Rede sind sich die Gäste des Empfangs einig: »de Oskar« hat sich wieder zurückgemeldet, präsent in seiner saarländischen Heimat und mit klarer Botschaft an die Bundespartei. Und keiner nimmt übel, dass er sich nicht ausdrücklich zu seiner politischen Zukunft geäußert hat. »Er hat es doch durchsickern lassen, diplomatischer kann man es kaum machen«, urteilt ein Parteimitglied nach der Rede. Für ihn steht fest: mit dieser Rede ist Lafontaine auf der bundespolitischen Ebene zurückgekehrt.
Immer wieder wird die Rede von Applaus und zustimmenden Rufen unterbrochen. Etwa, als er seine Partei darauf einschwört, die »Personalquerelen« zu beenden, sich auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zu konzentrieren und sich nicht durch einen »Kampagnejournalismus« auseinanderdividieren zu lassen.
Nach der knappen Stunde ist die Stimmung eindeutig. »Das hat die Partei gebraucht und das haben wir alle erwartet« und »Wir brauchen ihn ja weiterhin« waren die Sätze, die man allenthalben beim abschließenden Imbiss an den überfüllten Stehtischen hören konnte. Dass Lafontaine auch gesagt hat: »Niemand ist unersetzlich. Unersetzlich ist nur eine Politik und eine Strategie der LINKEN, die von immer mehr Wählern akzeptiert wird«, wird nicht als versteckter Hinweis auf ihn selbst gedeutet.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.