Ersatzfrau

Kristalina Georgiewa / Die Bulgarin soll EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe werden

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow, als gelernter Feuerwehrmann und Karatekämpfer reaktionsschnell, schickte rasch eine Ersatzfrau in den Ring, als Rumjana Shelewa, seine Außenministerin und Kandidatin für die künftige EU-Kommission, im Europäischen Parlament auf Ablehnung stieß. In seinen Augen waren es zwar Tiefschläge, die Frau Shelewa zur Aufgabe zwangen, doch Borissows Partei GERB heißt mit vollem Namen »Bürger für eine Europäische Entwicklung Bulgariens«. Da darf die Bildung der neuen EU-Kommission nicht ausgerechnet am Streit um Kompetenz und Nebenverdienste der bulgarischen Kandidatin scheitern.

Die Ersatzfrau ist über solche Vorwürfe erhaben. Kristalina Georgiewa sieht sich für das Amt der Kommissarin für internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion bestens gerüstet. »Dieses Ressort passt gut zu meiner Erfahrung bei der Weltbank«, sagte die 56-jährige gebürtige Sofioterin, die seit 1993 bei der Washingtoner Finanzinstitution tätig ist. Nach Studium und Promotion an der Wirtschaftsuniversität in Sofia lehrte sie in ihrer Heimatstadt und an etlichen namhaften Instituten und Universitäten rund um den Globus. Bei der Weltbank war sie zunächst für Umweltprojekte in Osteuropa, Ostasien und der Pazifikregion zuständig, stieg im Jahr 2000 zur Direktorin der Umweltabteilung auf und leitete von 2004 bis 2007 die Weltbankaktivitäten in Russland. Im März 2008 wurde sie gar zur Vizepräsidentin der Bank berufen und erklomm damit die höchste Stufe, die eine Osteuropäerin dort bisher erreicht hat.

Als Borissows konservative Partei GERB im Sommer 2009 die Parlamentswahlen gewann, war die Wirtschaftsexpertin zunächst als Vizepremier im Gespräch. Zuletzt hieß es, Georgiewa werde als Finanzministerin nach Sofia zurückkehren. Doch nun soll sie, der sehr daran liegt, Bulgariens Ansehen im Ausland zu verbessern, in Brüssel die Nothilfe der EU koordinieren. Das Geld dafür sei knapp, hatte die verhinderte Kommissarin Shelewa bei ihrer Anhörung vor dem Europäischen Parlament eingeräumt. Frau Georgiewa hatte es bisher wahrscheinlich mit größeren Summen zu tun, gilt aber als »Sauberfrau«. Sie soll sich den Abgeordneten am 3. Februar stellen.

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