Franzosen schreiben Geschichte
Erste Handballnation mit Goldtriple bei Olympia, WM und EM
Von Martin Kloth (dpa), Wien
Am Ende siegte auch noch Nicolas Sarkozy: Mit seinem Anruf auf dem Handy von Trainer Claude Onesta und den Glückwünschen an die Handballhelden gleich nach Schlusspfiff eines denkwürdigen EM-Endspiels kam Frankreichs Staatspräsident seinem österreichischen Amtskollegen zuvor. Denn erst nach einem Auftritt von DJ Ötzi durfte Bundespräsident Heinz Fischer die goldene Schale an Frankreichs Handballer überreichen – und musste auch noch eine Sektdusche über sich ergehen lassen. »Das ist cool«, sagte Star-Spieler Nikola Karabatic überwältigt. Und auch der überragende Torhüter Thierry Omeyer war von Sarkozys schneller Reaktion begeistert: »Das ist gut. Ich hoffe, wir treffen ihn noch in Paris. So wie voriges Jahr.«
Mit dem Gewinn ihres zweiten EM-Titels nach 2006 haben sich Frankreichs Handballer ein Denkmal gesetzt. Als erste Mannschaft hat sie in Serie Olympia-, WM- und EM-Gold gewonnen. »Das ist so schön, es sind so viele Gefühle in meinem Kopf. Das ist unfassbar«, stammelte der fassungslose Karabatic nach dem 25:21-Finalerfolg über Kroatien und meinte: »Das war ein geiles Spiel und eine geile EM.«
Frankreichs Presse jubelte mit: »HIS - TO - RI - QUE« (Historisch) titelte »Le Parisien«. »Frankreich hat sein Rendez-vous mit der Geschichte eingehalten.« Und »Le Figaro« sieht die Blauen »im Pantheon der Geschichte«.
Nach einem Kurzauftritt beim offiziellen Bankett im Wiener Rathaus ging die Sause der Sieger erst richtig los. In der Szenedisco U4 feierten die EM-Dritten aus Island und die Franzosen gemeinsam als gäbe es kein Morgen. »Ich denke, wir werden nicht viel schlafen«, hatte Kiels Torhüter Omeyer prognostiziert. Und recht behalten.
Auch die wieder einmal geschlagenen Kroaten wollten dem nicht nachstehen und gaben sich in Feierlaune. Zwar mussten sie sich wie schon bei der Heim-WM im Vorjahr im Finale den Franzosen geschlagen geben, genauso wie im olympischen Halbfinale von Peking. »Das tut weh, denn das sind zwei goldene und eine olympische Medaille, die uns fehlen«, sagte Rückraumspieler Blazenko Lackovic vom HSV Hamburg, »aber wir machen trotzdem eine Party.«
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.