»Cash for Work« hilft Haitianern
Noch immer schwierige Lage bei Lebensmittelverteilung, doch langsam hören Unruhen auf
Bei der Versorgung der Erdbebenopfer in Haiti haben die Vereinten Nationen mehr Probleme als erwartet. »Es gibt täglich neue Schwierigkeiten. Vor allem die Verteilung der Lebensmittel macht bei einer solch unglaublichen Katastrophe Probleme«, sagte UN-Missionschef Edmond Mulet am Montag. »Schwierigkeiten macht vor allem, dass die Leute umherziehen. Dadurch ist es sehr schwer zu erfassen, wo genau Hilfe gebraucht wird.«
Unruhen bei der Verteilung von Lebensmitteln gebe es nicht mehr. »Anfangs haben die Sicherheitskräfte sogar Tränengas eingesetzt. Das ist aus unserer Sicht inakzeptabel, kommt aber auch nicht mehr vor. Die Situation ist ruhig und Zwischenfälle hat es in den letzten Tagen nicht mehr gegeben.« Die Konvois würden zwar nach wie vor von Soldaten bewacht. »Aber entscheidend war, dass wir Coupons ausgegeben haben und an vielen Stellen nur noch Frauen Lebensmittel erhalten. Damit wurde verhindert, dass nur die Stärksten etwas bekommen.«
Nach Mulets Worten haben bis zu einer halben Million Haitianer die Hauptstadt verlassen und sind in die umliegenden Provinzen gezogen. »Wir sehen das auch als Chance für die Zukunft Haitis. Dadurch könnte das völlig zentralisierte Land bessere Strukturen bekommen. Denn bislang gab es in Port-au-Prince ein Heer von Arbeitslosen, während in der Landwirtschaft Hände fehlten.«
In der Hauptstadt selbst seien inzwischen 30 000 Menschen beim UN-Programm »Cash for Work« (»Bares für Arbeit«) angestellt. »Diese Menschen räumen auf und beseitigen Trümmer für fünf Dollar am Tag. Damit kann man seine Familie selbst versorgen.« In einem Monat sollen 100 000 Menschen so versorgt werden.
Derweil haben die USA drei Schiffe vom Hilfseinsatz für die Erdbebenopfer in Haiti abgezogen. Wie Luftwaffengeneral Douglas Fraser am Montag in Miami sagte, hätten die USA auch ohne den Flugzeugträger »USS Carl Vinson«, den Lenkwaffenkreuzer »USS Bunker Hill« und das Forschungsschiff »USNS Henson« genug Kapazitäten für ihren Hilfseinsatz vor der Küste des Karibikstaates.
Insgesamt seien weiterhin 19 US-Schiffe im Einsatz, sagte er. Auf dem Weg nach Haiti befänden sich außerdem sieben zusätzliche Schiffe. Zehn Hubschrauber des Flugzeugträgers blieben im Katastropheneinsatz, sie würden auf anderen US-Kriegsschiffen vor der Küste Haitis stationiert. Die 19 Helikopter der »Carl Vinson« seien seit der Ankunft des Flugzeugträgers am 15. Januar mehr als 1000 Stunden im Einsatz gewesen, sagte Fraser. Sie hätten 435 Patienten ausgeflogen und mehr als 500 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti gebracht. Fraser betonte, obwohl es noch viel zu tun geb, sei die Versorgung im Krisengebiet mit medizinischen Gütern und anderen Hilfsmitteln jetzt viel besser organisiert. Es würden mehr Haitianer erreicht als noch vor wenigen Tagen. dpa/ND
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