Schweizer Freude im Berliner Rund

Das Sechstagerennen begeistert die Fans

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 3 Min.

Amsterdam, München und Bremen – diese Stationen hat David Baumann aus Zürich schon auf seinem Tourkalender abgehakt. Nun kommt noch Berlin dazu. »Wir sind Stammgäste hier. Berlin ist überhaupt das Größte – jedenfalls was den Sechstage-Zirkus betrifft«, sagt der junge Schweizer, der auch in der fünften Nacht wieder seinen Favoriten Franco Marvulli und dessen Partner Alexander Aeschbach anfeuerte. Mit Erfolg, denn die Schweizer verbesserten sich vor der letzten Nacht (n. Red.) vom fünften auf den vierten Rang.

Für das Erlebnis Berliner Sechstagerennen ist nicht nur das sportliche Ergebnis wichtig: »Auf jeden Fall ist Berlin am preiswertesten«, sagt Radsportfan Baumann. »Wir haben ein gemütliches und erschwingliches Hotel in Kreuzberg gefunden.« Selbst für Schweizer ist das ein wichtiger Faktor. »Außerdem wird hier mehr Sport geboten als auf den anderen Bahnen«, lobt der Gast. Neben den Mannschaftsrennen mit seinen Landsleuten begeistern ihn, auch die Steher-, Derny- oder Sprintläufe.

Natürlich flippt der Eidgenosse besonders aus, wenn sein absoluter Lieblingsfahrer Marvulli mal an die Bande zum Innenraum kommt und sich mit seinen Landsleuten abklatscht. »Was mir am besten gefällt in Berlin«, meint Baumanns Freund, Benjamin Baumgartner, »ist die Objektivität des Publikums. Hier wird jeder auf der Bahn angefeuert – egal aus welchem Land er kommt.«

Baumgartner war selbst Radrennfahrer und kann fachlich mitreden. »Ich bin ein großer Fan von Maximilian Levy. Den kenne ich persönlich. Er ist einfach ein guter Typ«, sagt der Schweizer über den Cottbuser Weltmeister im Keirin. Noch 2008 fuhr Baumgartner gemeinsam mit seinem Bruder Tobias selbst beim Züricher Sechstagerennen gegen die Elitefahrer, die auch in Berlin ihre Runden drehen. Damals musste er aber nach der vierten Nacht aufgeben.

»Ich habe inzwischen auch meine Profikarriere an den Nagel gehängt«, erzählt der 26-Jährige aus Weiach, den seine Freunde Bäumli nennen. »Ich musste einsehen, dass ich keine Chance habe, ganz vorn mitzufahren. Wenn ich sehe, wie viele sehr gute Fahrer es allein in Deutschland gibt – da konzentriere ich mich lieber auf mein Wirtschaftsstudium.«

Auf der Bahn im Velodrom verfolgen die Anhänger die große Jagd. Die vorletzte Nacht gilt als die entscheidende. Immer wieder lösen sich Ausreißer vom Feld und fahren Rundengewinne ein. Das Team mit Robert Bartko und Roger Kluge erkämpft einen stürmisch gefeierten Sieg in der 45-Minuten-Jagd gegen die dänischen Weltmeister Alex Rasmussen und Michael Mörköv. Damit führen die Brandenburger und auch die eidgenössischen Gäste sehen die beiden am Ende weit vorn.

Allerdings verschafft sich kurze Zeit später im 30-Minuten-Rennen die »Schwarze Sieben« mit Danny Stam und Peter Schep die beste Ausgangsposition für die letzte Nacht. Gemeinsam mit den Paaren Robert Bengsch und Marcel Kalz sowie Andreas Müller und Erik Mohs jagen die fliegenden Holländer den Dänen und den Brandenburgern eine Runde ab. Da schwenken auch die Jungs aus Zürich anerkennend ihre Schweizer Fahne.

Stand vor der letzten Nacht: 1. Stam/Schep (Niederlande) 161 Pkt., 2. Bartko/Kluge (Potsdam/Cottbus) 246/+ 1 Rd., 3. Rasmussen/Mörköv (Dänemark) 223/+ 2 Rd., 4. Aeschbach/Marvulli (Schweiz) 182/+ 2 Rd., 5. Lampater/Grasmann (Schwaikheim/Irschenberg) 148/+ 2 Rd., 6. Müller/Mohs (Österreich/Leipzig) 112/+ 2 Rd.

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