Einspeisegesetz für Biogas

Messe in Leipzig zeigte Potenzial und Probleme der Erneuerbaren

  • Benjamin Haerdle
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Biogasbranche hat das Tal der Tränen der vergangenen Jahre durchschritten und boomt wie zu besten Zeiten. Dieses Fazit zog der Fachverband Biogas vergangene Woche anlässlich der Fachmesse Biogas in Leipzig. Stagnierte der Bau der Anlagen in den Jahren 2007 und 2008 nahezu, erhöhte sich 2009 erstmals seit 2006 die Zahl neuer Anlagen wieder deutlich um 500 auf 4500.

Mit einer Gesamtleistung von rund 1650 Megawatt decken die ca. 4500 deutschen Biogasanlagen den jährlichen Strombedarf von 3,8 Millionen Haushalten. Für 2010 rechnet der Verband mit 600 bis 800 neuen Biogasanlagen. Allerdings hängt das Wohl der Branche weiterhin vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab. »Mit der letzten Novellierung des EEG hat die Politik ein gutes Händchen bewiesen«, sagt Claudius da Costa Gomez, Geschäftsführer der mit 3600 Mitgliedern größten Interessenvertretung der Biogasbranche Europas.

So sieht das Anfang 2009 novellierte EEG unter anderem vor, dass der Einsatz von Gülle in den Anlagen mit einem Zusatzbonus von bis zu vier Cent pro Kilowattstunde Strom gefördert wird. Diesen Güllebonus machen Experten vor allem für die Zunahme der kleinen Hofanlagen verantwortlich. Für viele Landwirte sind die kleinen Anlagen mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk offensichtlich ein sicheres finanzielles Zubrot. Doch auch die großen Megawattanlagen von Stadtwerken oder Energieversorgern, die das Biogas ins Gasnetz einspeisen wollen, erfreuen sich wieder wachsender Beliebtheit. Dies führt der Fachverband auf das Ziel der Bundesregierung zurück, bis zum Jahr 2020 sechs Milliarden Kubikmeter Biogas als Biomethan ins Erdgasnetz einspeisen zu wollen. Von dieser Marke allerdings ist man derzeit noch weit entfernt. Aktuell stammen nur 163 Millionen Kubikmeter Gas aus Biogasanlagen. Damit auch Betreiber mittelgroßer Anlagen das oft dezentral gewonnene Biogas in die Netze einspeisen können, fordert der Fachverband analog zum EEG ein Erneuerbares-Gas-Einspeisegesetz (EGE), das eine verlässliche Vergütung für Biogas festschreibt. Auch Energiefachmann Hans-Josef Fell (Grüne) setzt auf ein derartiges Gesetz.

Der erneute Aufschwung der Biogasanlagen wird Deutschlands Naturschützer nicht glücklich machen. Vor allem die Zunahme der Monokultur von Mais, aus dem die Anlagen Strom und Wärme gewinnen, ist ihnen ein Dorn im Auge. Mit der »Vermaisung« der Landschaft sehen sie die Artenvielfalt bedroht. Für den Fachverband ist ein Ende des Maisbooms dagegen aber noch lange nicht erreicht. Seiner Meinung nach ließe sich der Anbau von Energiepflanzen für Biogas von derzeit 500 000 Hektar Ackerfläche ohne Gefährdung des Naturschutzes oder der Lebensmittelsicherheit auf zwei Millionen Hektar vervierfachen.

Deutlich wurde auf der Leipziger Messe, dass sich die Biogasbranche mittlerweile auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Mit mehr als 280 Firmen kamen so viele Aussteller wie noch nie zur Fachmesse. Derzeit sind 11 000 Arbeitskräfte in der Branche beschäftigt. Bis 2020 prognostiziert der Fachverband rund 10 000 weitere Arbeitsplätze – allerdings nur, wenn das EEG bis dahin Bestand hat und ein EGE verabschiedet wird.

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